Austritt aus der katholischen Kirche
Er sei «persona non grata» (unerwünschte Person) und «ausschliesslich als Kirchensteuerzahler willkommen», schrieb er an den Trierer Bischof Stephan Ackermann. Der kleine Mann, der im persönlichen Umgang von entwaffnender Freundlichkeit ist, fand auch bei seinem Kirchenaustritt eine besonderen Kniff. Wie der Kirchenrechtler Hartmut Zapp will auch Hasenhüttl lediglich die Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts verlassen, die Glaubensgemeinschaft dagegen nicht.
«Willkürherrschaft!»
Nachdem er wegen des gemeinsamen Abendmahls mit evangelischen Christen im Jahr 2003 vom Priesteramt suspendiert wurde und die kirchliche Lehrerlaubnis verlor, fand der Rebell mit dem sanften Auftreten harte Worte gegen seine Kirche. Er warf dem Papst «Doppelzüngigkeit» vor, prangerte die «Willkürherrschaft der Hierarchen» an, forderte zu zivilem Ungehorsam und räsonierte öffentlich darüber, warum es in der katholischen Kirche «weniger schlimm ist, den Holocaust zu leugnen oder Kinder zu missbrauchen als den evangelischen Christen die Kommunion zu reichen.»
«Botschaft verdunkelt»
Doch immer fand er in seiner katholischen Kirche auch «Spuren einer Glaubensgemeinschaft, wie Christus sie haben wollte» - zwar mangelhafte, unbefriedigende, wie er klagte, aber dennoch vorhanden. Sein Kirchenaustritt belegt, dass dies vorbei ist. Sitte, Gewohnheit und Überheblichkeit seien so stark, dass sie die Botschaft Jesu verdunkeln, sagt er. «Wenn ich mich weiterhin zu dieser Institution bekenne, fühle mich innerlich unehrlich», lautet sein Fazit.
«Keine Ökumene angestrebt»
Anlass für seinen Schlussstrich war Hasenhüttl zufolge der Zweite Ökumenische Kirchentag in München. Ihm sei wieder einmal deutlich vor Augen geführt worden, dass es in Sachen Ökumene keine allmähliche Öffnung gebe, sondern eine ganz grosse Verhärtung, argumentiert der emeritierte Professor für Systematische Theologie an der Uni Saarbrücken. «Die katholische Kirche strebt in keiner Weise eine echte Ökumene an».
Der «Abendmahlsgottesdienst nach katholischem Ritus» am Rande des ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin, den Hasenhüttl mit 2000 Besuchern in der evangelischen Gethsemanekirche feierte, machte ihn weit über Deutschland hinaus bekannt. Der in Graz geborene Theologe hatte ausdrücklich auch Protestanten und Nicht-Katholiken zur Kommunion eingeladen. Als Folge wurde Hasenhüttl vom damaligen Trierer Bischof Reinhard Marx und der römischen Glaubenskongregation umgehend vom Priesteramt suspendiert, drei Jahre später folgte der Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis wegen schweren Amtsmissbrauchs. «Ich wurde härter bestraft als Küng», sagt er.
«Wollte versöhnen»
Obwohl er seither in der katholischen Kirche geächtet sei, hat der Theologe sein damaliges Handeln nie bereut. «Wir wollten mit dem Gottesdienst damals keineswegs provozieren, sondern ein Zeichen der Versöhnung setzen», betont er immer wieder. Versöhnung könne man nicht bereuen. Als Hasenhüttl im Mai beim Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München noch einmal zur ökumenischen Abendmahlsfeier einlud, fand sich kein Kirchenraum für den Gottesdienst. Für Hasenhüttl ein Zeichen, dass Kardinal Marx seine Haltung auch bei den evangelischen Christen durchsetzen konnte.
Rückkehr möglich
Auf den Protest der Protestanten wartet Hasenhüttl nach eigenen Angaben immer noch. Der evangelischen Kirche will sich Hasenhüttl «bei aller Sympathie» nicht anschliessen, «weil sie sich der katholischen Kirche unterordnet». Einen endgültigen Schlussstrich wolle er nicht ziehen, heisst es in Hasenhüttls Brief an Bischof Ackermann: «Sollte es sich zeigen, dass die Katholische Kirche als Institution sich wieder voll an Jesu froher Botschaft orientiert, werde ich gerne in ihr meinen Platz wieder suchen.»
Datum: 20.11.2010
Quelle: Epd