Ironischerweise würde, sofern ein entsprechendes Etablissement gegenüber einer Kirche seine Pforten öffnete, sofort ein Ausschuss einberufen werden, um dagegen anzukämpfen. In Millionen von Privathaushalten haben sich via Internet solche Etablissements eingenistet, während man da angesichts dessen stumm und passiv bleibt. Der von Chuck Swindoll verfasste, offene Brief, spricht ein Thema an, mit dem sich Kirchen weltweit – intern wie auch öffentlich – nur ungern befassen: Pornografie. „Als ein von der Pornografie-Sucht Losgekommener kann ich Ihnen versichern, dass Millionen von Leuten, auch Christen in einen hoffnungslos erscheinenden Teufelskreis verstrickt sind, aus dem sie für sich keinen Ausweg sehen,“ schreibt Chuck Swindol. „Wie kann ich Sie also überzeugen, dass sich an dieser Situation vor Ort auch in den christlichen Gemeinden etwas ändern muss? Indem ich Statistiken heranziehe? Nein, indem ich Ihnen zunächst einmal meine eigene Geschichte erzähle. Ich habe sie niedergeschrieben, um all jenen zu helfen, die krampfhaft bemüht sind, sich davon zu befreien. Ich wuchs als introvertiertes Kind in einer heute typischen gestörten Familie auf. Da ich im Umgang mit dem anderen Geschlecht schüchtern war, zogen mich in meiner frühen Jugend Zeitschriften mit Abbildungen nackter Mädchen magisch an, weil ich so meine Neugier auf diesem Gebiet befriedigen konnte. Sehr schnell entwickelte sich daraus eine feste Gewohnheit. Schon bald verfügte ich über einen geheimen Vorrat an Zeitschriften, die ich sorgfältig vor den Augen anderer verbarg. Sie dienten mir als Ersatz für das tatsächliche Erleben – die Mädchenbekanntschaften, mit denen meine Brüder prahlten. Was mir Angst machte, war die Macht, die mein Verlangen nach diesen zweidimensionalen Bildern über mich hatte. Ich versuchte, nicht allzu viel darüber nachzudenken, obwohl ich gleichzeitig ernsthaft danach trachtete, das grosse Warum des Lebens zu verstehen und eine – wenngleich noch recht schlichte – Beziehung zu Jesus aufzubauen. Eine merkwürdige und widersprüchliche Situation also. Mit 19 Jahren traf ich ein wundervolles Mädchen, in das ich mich verliebte; 10 Monate später heirateten wir. Alle Gedanken an Pornografisches lösten sich, wie auch das Verlangen danach, in Luft auf. Ich denke, eine nicht ungewöhnliche Erfahrung, dass das wirkliche Erleben die Ersatzhandlung ersetzt – zumindest eine Zeit lang. In den folgenden 20 Jahren flammte mein Verlangen nach Pornografie nur hier und da einmal auf, hatte ich doch nun Kinder, eine liebevolle Frau und strebte eine ausgereifte Beziehung zu Jesus an. Ich praktizierte jedoch einen strikt buchstabengetreuen Glauben, was mir schliesslich fast zum Verhängnis wurde. Wenn ich sage, mein Hang zur Pornografie sei nur noch sporadisch aufgetreten, so meine ich damit, dass er oft nur flüchtig in Erscheinung trat. So beispielsweise, wenn ich zufällig in Momenten, die mir ganz allein gehörten, auf Playboy-Magazine stiess und mich nicht imstande fühlte, der Versuchung, darin zu blättern, zu widerstehen. Es erfüllte mich mit Sorge, der Versuchung stets nachgeben zu müssen; da sich jedoch nur selten Gelegenheiten ergaben, hielt ich es für besser, diese Male aus meiner Erinnerung zu verbannen und mich zukünftig zu bessern. Vor etwa neun Jahren, in einer Zeit grosser persönlicher Belastungen sowohl für meine Frau als auch für mich, gaben wir beide eingedenk der Überlegung, „eine Spur Voyeurismus könne unserem Sexualleben mehr Pep verleihen“, der Versuchung nach. Meine Frau hatte damit kein grosses Problem, da sie keine Christin ist; überdies erlahmte ihr Interesse ohnehin schon bald. Für mich aber war es ein furchtbares Gefühlschaos. Auf der einen Seite sah ich mein vom strikt buchstabengetreuen Glauben geprägtes Leben, auf der anderen Seite erlebte ich die Freuden und ungeahnten Höhen sexuellen Vergnügens, nachdem sich unsere ehelichen Beziehungen merklich abgekühlt hatten. Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen, mein Schlafzimmer wie auch mein Denken von jenem Gedankengut, das mich so sehr gefangen nahm, zu befreien, war ich bald der Verzweiflung nahe. Jedes Mal war mein Verlangen nach diesen Niederungen der Obszönität einfach zu stark. Ich kann mich erinnern, im letzten Jahr dieser schweren Zeit so tief gesunken zu sein, dass ich auf dem Hinweg zu einem kirchlichen Treffen einen mehrstündigen Umweg in Kauf nahm, um mir noch weitere Sex-Videos zu besorgen. Das Gefühl angesichts meiner Schwäche und meiner Heuchelei, zur Kirche zu gehen, ja selbst dort zu predigen (wenngleich in untergeordneter Funktion) und sogleich des Nachts wieder der Sündhaftigkeit zu verfallen wurde zunehmend unerträglich. Kirchlicherseits war ich gelehrt worden, dass der Schlüssel zum Erfolg im Gehorsam liege, aber es funktionierte einfach nicht – was für ein elender Mensch war ich doch!" Lesen sie hier die Fortsetzung der Geschichte: „Ich schaffe es nicht!“ Weitere Artikel zum Thema: Autoren: Rob Robertson/Eben Jacobs, Bearbeitung Bruno GraberEin mutiges Eingestehen
Schüchtern und neugierig
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Verdrängung
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Pornographie: „Ich dachte, ich komme da nie raus"
Die sexuelle Begierde erwacht
Der Krieg im Innern
Quelle: Mit freundlicher Genehmigung: Stiftung Weltweite Kirche Gottes in Deutschland
Datum: 10.01.2008