Lieber «Solo & Co.» statt einsam und allein
«Gemeinschaftliches Leben hat Potenzial» lautet die Überzeugung von Thomas und Irene Widmer-Huber, welche die Fachstelle Gemeinschaftliches Leben Riehen leiten und mit dem Verein «Offene Tür» Familien, Singles und insbesondere auch Menschen, die begleitetes Wohnen brauchen, Angebote machen. Ihr Konzept verbindet die Bedürfnisse nach begleitetem Wohnen mit dem Wunsch von Familien und Singles, ihr Leben zu teilen, miteinander diakonische Arbeit zu leisten und neue Formen der Gemeinschaft zu praktizieren, insbesondere im Gemeinschaftshaus Moosrain. Darüber hinaus fördern Thomas und Irene Widmer mit der Fachstelle die Gründung neuer Gemeinschaftsformen.
Solo & Co – Anlaufstelle in der Schweiz
Ebenso in Riehen wirkt die Kommunität Diakonissenhaus Riehen, die im Geistlich-diakonischen Zentrum auch neue Gemeinschaftsformen anbietet. Es lag daher auf der Hand, den Gemeinschaftstag 2017 wiederum im Diakonissenhaus Riehen durchzuführen.
Die Referentin der Tagung, Astrid Eichler, kommt aus Berlin. Die Theologin leitet seit 2006 die Singles-Bewegung Solo&Co, die seit Jahren auch in die Gründung von neuen Gemeinschaftsformen investiert. Die Singlesbewegung hat seit mehreren Jahren auch einen Schweizer Ableger, welcher ebenfalls verantwortlich am Gemeinschaftstag mitwirkte.
Grosse Vielfalt
In Riehen präsentierte Astrid Eichler eine Landkarte der unterschiedlichen Formen und Anforderungen von Gemeinschaften. Diese können von gemeinsamem Wohnen von Singles bis hin zu Gemeinschaften von Familien, Singles und unterstützungsbedürftigen Menschen reichen. Es seien Menschen, die ein «Zuhause zum Lachen und Weinen» suchen oder aber andere Menschen, «die mir Liebe, Anerkennung und Gemeinschaft» geben.
Neben einer Übersicht über die vielfältigen Formen eines solchen Zusammenlebens, das auch diakonische und finanzielle Ressourcen freisetzen kann, wies Eichler auf die Voraussetzungen für gemeinsames Leben hin. «Wer sich auf Gemeinschaft einlässt, muss sich selbst und andere besser kennen», so die Referentin dezidiert. Dazu könnten verschiedene Typologien wie etwa das Enneagramm dienen, damit die eigenen Bedürfnisse, Gaben, aber auch Ängste deutlich werden. Jeder müsse sich sehr bewusst die Frage stellen: «Warum wünsche ich Gemeinschaft»?
Gemeinsames Werte-Dreieck
Ausserdem sei es wichtig, eine Lebensgemeinschaft auf ein gutes Fundament zu stellen, das insbesondere die Werte enthalte, die man gemeinsam leben wolle. Dies könne zum Beispiel das Wertedreieck «Reich Gottes – Gemeinschaft – Liebe» sein. Sie empfiehlt aber auch, ein persönliches Wertedreieck zu entwickeln. Wichtig seien zudem klare Vereinbarungen zwischen den Menschen, die miteinander leben wollen. zum Beispiel wie man mit dem Geld umgeht, wann und wie gemeinsame Treffen durchgeführt werden etc. Wichtig sei zudem, wie Konflikte angegangen und bewältigt werden. Eichler hat zum Thema «Single-Sein» das Buch «Es muss was Anderes geben» geschrieben.
Gnaden- und Kraftorte in der Gesellschaft
Thomas Widmer Huber ergänzte, es geht bei dem allem um die zentrale Frage «Will ich gemeinschaftsfähig sein und bleiben?» Sein Traum sei, dass noch viele zusätzliche Gemeinschaften und Gemeinschaftsformen entstehen, die als Kraftorte in der Gesellschaft wirken. Sr. Doris Kellerhals, Oberin der Riehener Diakonissen, sprach in diesem Zusammenhang von ganz unterschiedlichen «Gnadenorten», in denen das Glaubenszeugnis von Jesus Christus zum Tragen komme.
«Klosternahes Wohnen»
Die Tagung umfasste auch eine Anleitung von Astrid Eichler, wie Konflikte nach biblischem Muster bewältigt werden können. Ein Podiumsgespräch ging der Frage nach, wie Modelle gemeinschaftlichen Lebens in der Zukunft aussehen könnten. Doris Kellerhals wies dabei darauf hin, dass die Kommunität der Diakonissen Riehen ein Konzept «Klosternahes Wohnen im Umfeld der Kommunität» aufbauen wolle.
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Datum: 15.05.2017
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet