Kinder brauchen Kamikaze-Spiele
Väter spielen bei der Emotionsregelung und bei der Autonomieentwicklung der Kinder eine besonders wichtige Rolle, die nicht einfach durch die Mütter übernommen werden kann. Die Psychoanalytikerin, die als Professorin an Universitäten in Berlin und Lima lehrt, erläuterte dies an einer Tagung «Familie und Diversität» an der Universität Fribourg am 19. Juni. Väter trügen auch zur Geschlechtsidentität der Kinder und zur körperbezogenen Kompetenz bei. Gerade das körperbetonte Spiel mit den Kleinen – die Professorin sprach von «Kamikazespielen» – sei positiv für die Emotionsregelung des Nachwuchses und beuge gegen ADHS vor.
Väter fördern die Neugier
Dass die Väter heute tendenziell stärker bei der Familien- und Erziehungsarbeit gefordert werden, ist auch aus dieser Perspektive wertvoll. Während die Mütter mehr zur Bindungsentwicklung und zur Feinfühligkeit beitragen, fördern die Väter stärker die Exploration, also die Neugier, Neues zu entdecken. Inge Seiffke-Krenke räumte dabei ein, dass Väter heute auch zunehmend mütterliche Rollen in der Familie einnehmen.
Neben der Entwicklung der Selbständigkeit (Autonomie) sind die Väter auch intellektuelle Anreger und Herausforderer. Und ihre aktive Präsenz mindert bei Jugendlichen daher auch die Tendenz zu Depressionen. Sie wissen auch um die dramatische Entwicklung der frühreifen Töchter und können sie darin besser begleiten als die Mütter.
Immer mehr alleinerziehende Väter
Seiffge-Krenke räumte ein, dass es sehr unterschiedliche Väter gibt und dass Mütter in einem begrenzten Ausmass auch väterliche Rollen einnehmen können. Auch Väter hätten zum Teil Mühe, bei Kindern Grenze zu setzen. Sie stützte sich auf eine deutsche Studie (Bambey et al.) mit 1'542 Vätern und verwies darauf, dass es in Deutschland mittlerweilen 375'000 alleinerziehende Väter (nebst 2.3 Mio alleinerziehenden Müttern) gebe. Tendenz zunehmend.
Zum Thema: Datum: 26.06.2015
Dossier «Eltern sein»
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet