Carmen Fenk begeistert bei Gospel-Benefizkonzert
Sonntag, 16 Uhr, in und um die Aarauer Stadtkirche: Frauen und Männer in festlicher Konzertkleidung lehnen leicht ermattet an der Wand und plaudern, andere lagern ihre Beine hoch oder ruhen sich auf der Stadtmauer aus. Auf die Frage nach dem Befinden tönt es bei allen ähnlich: «Müde aber gut.» Nachdem sich die Teilnehmenden am vierten Gospel-Weekend der Reformierten Landeskirche Aargau im Selbststudium auf das Projekt vorbereitet hatten, wurde am Freitagabend und den ganzen Samstag intensiv gemeinsam geübt. Am Sonntagvormittag gestalte der Projektchor den Gottesdienst in Aarau musikalisch mit, nach dem Mittag stand die letzte Probeeinheit auf dem Programm. Mit dem Einsingen kurz vor Konzertbeginn weicht die Müdigkeit der Vorfreude auf den Auftritt. Tönte der Gesang beim ersten Zusammentreffen am Freitagabend noch scheu, reisst am Sonntagabend die Inbrunst, mit der das eineinhalbstündige Konzertprogramm ab 17 Uhr dargeboten wird, das Publikum von den Stühlen.
Der Fenk-Humor
Chorleiter Carol Simons hat die zwölf Lieder für den Projektchor samt Band so ausgewählt und arrangiert, dass alle ihre Talente ausspielen können. So berührt Sandra Schaad-Häfliger einmal mehr mit ihren Soli bei den Balladen, und das musikalische Multitalent Malcom Green bringt nicht nur seine Stimmbänder, sondern jede Faser seines Körpers ein. Wie ein junges Reh hüpft er durch die Stuhlreihen und animiert das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen. Restlos begeisterte Carmen Fenk. Die Musikerin, Sängerin und Songschreiberin gewann 2004 die erste Staffel der Castingshow «MusicStar» des Schweizer Fernsehens und liess sich erstmals im Aargauer Gospelweekend einspannen.
«Die Idee mit dem intensiven Weekend ist cool», begründet sie ihre Zusage. Da sie sich neben ihrem Beruf als Radiomoderatorin aktuell vor allem auf die Auftritte mit der eigenen Band konzentriert, liegt ihr die zeitlich kompakte Verpflichtung. Schon am Freitagabend zieht sie mit ihrer Stimme alle Mitsingenden in ihren Bann. Ihr raues Stimmorgan produziert längst nicht nur wohl geformte Töne, sondern genauso Geräusche, Rhythmus, Slang wie «krass», «Hammer» oder «fetzen» und vor allem Humor: «Mit einem Lachen im Gesicht lässt es sich viel besser singen», verkündet sie. Dem gesanglichen Kraftpaket aus Chor und Solisten gibt die Projektband den nötigen Halt: Frank Fischer (Gitarre), Henry Dobler (Bass) und Reto Brühwiler (Piano), die bereits früher mitgespielt hatten, wurden um eine dreiköpfige Brass-Sektion mit Urs Stucki (Saxophon), Giovanni Siveroni (Trompete) und Humberto Amésquita (Trombone) verstärkt.
Wunschkonzert der Projektleiterin
Die Initiantin und Projektleiterin des Gospel-Weekends, Olivia Slavkovsky von der Fachstelle Diakonie der Reformierten Landeskirche Aargau, schaut überall nach dem Rechten, informiert, moderiert, lädt zum Gebet ein und singt mit. Während Chorleiter Carol Simon plant, das Konzert im nächsten Jahr durch Panflöte oder Alphornklänge zu ergänzen, macht sich Olivia Slavkovsky Gedanken zur Struktur des Projekts: «Ich wünsche mir, dass das Gospel-Weekend noch mehr zum Generationenprojekt wird.» Ein Anspruch, der bereits heute offensichtlich ist, machen doch Sängerinnen und Sänger vom Teenager- bis weit übers Pensionsalter mit. So auch die beiden jungen Freunde Benjie und Matthieu. «Wir wollten wieder einmal etwas Kreatives zusammen machen», erklärt Benjie. Matthieus Gesangskünste erklangen bisher nur unter der Dusche. Durch seine Mutter wurde er aufs Gospel-Weekend aufmerksam, spannte Freund Benjie ein und kann sich nach der gelungenen Premiere vorstellen, abermals mitzuwirken.
Olivia Slavkovsky: «Mich freut es, dass sich verschiedene Kirchgemeinden überlegen, das Gospel-Weekend als Angebot im Konfirmationsunterricht aufzunehmen.» Dass der vereinte Lobgesang auch kulturübergreifend verbindet, bestätigt Gabriel. Er stammt aus Togo und bereichert mit seiner Bassstimme bereits zum dritten Mal das Gospel-Weekend: «Ich singe gerne, ich will Gott loben, also bringe ich mich in verschiedene Chöre ein», so der Automechaniker aus Muri.
Und schliesslich kommt auch noch etwas für den guten Zweck heraus: Die Kollekte zugunsten der Stiftung Diakonierappen, die im Aargau Menschen in sozialer Not finanziell unterstützt, ergibt 5002 Franken – nachdem die falsche Zehnfranken-Note vom Ergebnis abgezogen wurde.
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Autor: Carmen Frei
Quelle: idea Schweiz