Test: Was taugen Lutherspiele?
Spielefreunde kennen das Problem: Jedes Jahr erscheinen zahlreiche gute Brett- und Kartenspiele, die viel Spass machen. Die wenigsten dieser Spiele haben jedoch ein christliches Thema, dem man spielerisch auf die Spur kommen kann. Und wenn doch mal ein Spiel dazu erscheint, hat es meistens spieltechnische Mängel. Ist das im Lutherjahr 2017 anders?
«Luther – Das Spiel»: Deutschlandreise auf Luthers Spuren
Ein heisser Kandidat ist «Luther – Das Spiel» (Kosmos Verlag), welches das offizielle Logo des Lutherjahrs trägt. Sieger des Spiels ist derjenige, der die meisten Erfahrungspunkte gewinnt, indem er auf Luthers Spuren durch das Deutschland vor 500 Jahren reist. Zum Beispiel von Luthers Geburtsort Eisleben nach Augsburg, wo der Reichstag 1530 stattfand. Wer weite Strecken reist, bekommt mehr Erfahrungspunkte. Wer dazu noch passende Vorteilskarten spielt – wie die Reise zum Reichstag nach Worms – profitiert noch mehr. Ausserdem gibt es Punkte für das Einsammeln von Porträts wichtiger Persönlichkeiten der Reformation. Dabei treffen die Spieler nicht nur auf Martin Luther und Katharina von Bora, sondern auch auf katholische Gegenspieler wie Karl V. und Johann Tetzel.
Besonders interessant sind die «Lutherworte», die nach und nach vom grossen Lutherporträt entfernt werden und das Spielende einläuten. Es handelt sich um Worte, die Martin Luther bei der Bibelübersetzung neu geprägt hat, etwa «Denkzettel» oder «friedfertig». Über diese Tatsache staunten die meisten Mitspieler.
Alles in allem funktioniert «Luther – das Spiel» und setzt das Thema schön um. Es eignet sich sehr gut für Familienspieler oder für eine Verwendung im Religionsunterricht sowie bei Konfirmanden- und Jugendgruppen. Wer jedoch ein grosses Strategiespiel erwartet, wird enttäuscht: Oft entscheidet allein das Glück beim Kartenziehen über Sieg oder Niederlage.
«Sola Fide»: Protestanten vs. Katholiken
Für Strategiefans besser geeignet ist «Sola Fide: Die Reformation» (Spielworxx Verlag), eine weitere Neuerscheinung mit Reformationsthema. Es ist ein strategisches Kartenspiel für zwei Personen. Ein Spieler versucht, möglichst viele Kreise des Heiligen Römischen Reichs zum protestantischen Glauben zu bekehren. Sein Gegenspieler will die Vorherrschaft des Katholizismus verteidigen. Jede Seite hat 15 unterschiedliche Karten, die vor Spielbeginn von den Spielern ausgewählt werden können. Die Protestanten sind besser darin, neutrale Gebiete für ihre Seite zu gewinnen. Der Spieler der katholischen Seite verfügt über Karten für militärische Interventionen. Die Freude über einen errungenen Reichskreis währt meist nur kurz. Denn die Kartenfähigkeiten der zwei Seiten sind ausgeglichen und sorgen dafür, dass jeder Spieler seine Trümpfe hat. So kann sich das Spiel zu einem zähen Ringen um den letzten Reichskreis entwickeln. Spass macht es dennoch. Wer wollte nicht schon mal den «Bildersturm» oder «Erasmus prangert Luther an» als Karten ausspielen?
Noch mehr Lutherspiele
Zum Lutherjahr 2017 ist ausserdem «Mea Culpa» (Zoch Verlag) erschienen, das den Ablasshandel auf die Schippe nimmt, sowie die Konfliktsimulation «Here I stand» (GMT Games). Ausserdem sind Quizspiele mit Lutherfragen erhältlich. Auch wenn nicht alle Neuheiten überzeugen können, ist eines gelungen: Neben Fantasiewesen und Holzspielzeug war auch das Lutherbild auf der letzten Spielemesse in Essen ein wiederkehrendes Motiv.
Markus Dörr ist Online-Redakteur von Chrischona International, Spiele sind sein Hobby.
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Datum: 07.02.2017
Autor: Markus Dörr
Quelle: Chrischona International