Der richtige Zeitpunkt
Sexualerziehung ist mehr als Aufklärung und beginnt bereits in der Schwangerschaft. Eine bejahende Einstellung zum Ungeborenen und ein liebevoller Umgang mit dem Körper der schwangeren Frau stärkt die vorgeburtliche Bindung und prägt die Selbstwahrnehmung des kleinen Menschen positiv. In der Baby-und Kleinkindphase geht es darum, den Körper des Kindes liebevoll zu pflegen und zu benennen. Damit, dass wir etwas benennen, wird es fassbar und wir machen es uns «zugehörig». Die Geschlechtsorgane gehören hier ganz selbstverständlich dazu. Zwischen circa zwei und vier Jahren entdeckt das Kind den Unterschied zwischen den Geschlechtern und sagt: «Gell, ich bin ein Mädchen?» oder «Gell, ich werde mal ein Papa»… Indem wir das Kind in seinen Beobachtungen bestätigen, stärken wir seine Identitätsbildung.
(Nur) beantworten, was das Kind tatsächlich fragt
Fragen, die das Kind im Kindergartenalter stellt, beantworten wir in kindgerechter Sprache und achten darauf, nur das zu beantworten, was das Kind wirklich gefragt hat. Noch ist es zu früh für detaillierte Ausführungen. Wenn das Kind nach einer kurzen Information (z.B. dass es eine Samenzelle von Papa und eine Eizelle von Mama braucht, damit ein Baby entsteht) zufrieden zu seinem Spiel zurückkehrt, bedeutet dies, dass es fürs Erste genug gehört hat und noch keine Details zum Geschlechtsakt braucht. Will es tatsächlich mehr wissen, fragt es weiter und wir liefern noch etwas mehr Information. Es geht nicht um «alles oder nichts», sondern um «alles zu seiner Zeit» und dieser Zeitplan sieht bei jedem Kind etwas anders aus. Wichtiger, als viel Information auf einmal ist für das Kind, zu spüren, dass uns das Thema nicht peinlich ist und dass es jederzeit mit seinen Fragen kommen darf. Altersentsprechende Bilderbücher helfen uns, sprachfähig zu werden und auf der Ebene des Kindes zu kommunizieren.
Alltagssituationen als Trittbrett für Gespräche nutzen
Mit dem Eintritt in die Schule kommt viel Neues auf das Kind zu, auf das wir Bezug nehmen können. Erlebnisse des Kindes oder Situationen aus unserem Umfeld sind DIE Gelegenheit, unseren Kindern Informationen und Werte zu vermitteln. Die Lehrerin bekommt ein Baby? Super Gelegenheit, über Schwangerschaft und Geburt zu sprechen. Mitschüler weigern sich, die Gemeinschaftsdusche zu benutzen? Eine Möglichkeit, über das Schamgefühl als Schutz der Intimität zu sprechen. Dabei achten wir auf den richtigen Rahmen. Gemeinsame Aktivitäten, Autofahrten mit nur einem Kind, die Zeit vor dem zu Bett gehen oder der Moment, wenn unser Teenager spätabends aus dem Training kommt.
Und wenn mein Kind keine Fragen stellt?
Kinder, die keine Fragen stellen oder sich sehr uninteressiert geben, «löchern» wir nicht, sondern lassen sie einfach zuhören. Wenn wir den Eindruck haben, dass ein Thema «brennt», schneiden wir es bei Tischgesprächen oder während Unternehmungen an, diskutiere vielleicht mit den älteren Geschwistern darüber. So bekommen Kinder Hilfestellungen und Antworten, ohne dass sie sich zu Themen, die ihnen im Moment vielleicht unangenehm sind, selber «outen» müssen. Klar ist, dass wir darauf achten, die Themen der «Grossen» nicht im Beisein der jüngeren Kinder anzuschneiden.
Vorpubertät als Chance
Ein wichtiger Zeitpunkt, um über Pubertät, Sexualität und biblische Sexualethik zu sprechen, ist die Vorpubertät. Zwischen 10 und 13 Jahren sind viele Kinder sehr aufnahmefähig, hochmotiviert und an Zusammenhängen interessiert. Sie zu diesem Zeitpunkt auf die Pubertät vorzubereiten und ihnen wertvolle Entscheidungshilfen anzubieten, bevor der «hormonelle Grossumbau» anläuft, kann sehr entscheidend sein.
Buchtipps:
Mama, Papa und ich
Erklär mir mal, wo
komm ich her
Wir Powergirls
Zum Thema:
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Datum: 12.07.2019
Autor: Regula Lehmann
Quelle: Livenet