Sexualkunde soll auch im Kindergarten möglich sein
Die Initiatve «Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule» verlangt, dass Sexualkunde erst ab dem vollendeten neunten Lebensjahr in der Schule unterrichtet wird. 4-8-jährige Kindern sollen vor schamverletzendem Sexualkundeunterricht geschützt werden, da eine zu frühe Konfrontation mit dem Thema negative Folgen habe. Es gebe auch keine Studien, die den Nutzen eines frühen Sexualkundeunterrichts belegten, sagte der Basler SVP-Nationalrat Sebastian Frehner, Co-Präsident des Initiativkomitees und stellte deshalb fest: «Sexualkundeunterricht hat im Kindergarten nichts verloren!»
«Initiative unterstützt Pädophilie»
Die Initiativ-Gegner meinten, die Initiative würde die Missbrauchsprävention erschweren. Das ist auch die Argumentation des Bundesrats, der die Initiative ohne Gegenvorschlag zur Ablehnung empfiehlt. Der schulische Sexualkundeunterricht schütze Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt, sexuell übertragbaren Krankheiten und unerwünschten Schwangerschaften, sagte Bildungsminister Johann Schneider-Ammann im Rat. Aline Trede von den Grünen meinte gar, die Initiative unterstütze die Pädophilie.
Schliesslich wurde die Initiative gegen die Frühsexualisierung mit 134 zu 36 Stimmen und 12 Enthaltungen deutlich abgelehnt. Jetzt wird sich der Ständerat damit befassen.
EDU: «Verpasste Chance»
Die EDU bezeichnet die Ablehnung der Initiative als «verpasste Chance, Auswüchsen im verfrühten Aufklärungsunterricht Grenzen zu setzen». Unter dem Vorwand der Sexualaufklärung hätten in Kindergärten und Schule «massive Grenzüberschreitungen» stattgefunden. Es könne nicht sein, dass bereits Vierjährige zwingend mit offensiver Sexualaufklärung konfrontiert würden. Bei der schulischen Sexualaufklärung müsse auf die Werte und das Mitspracherecht der Eltern Rücksicht genommen werden. Die EDU unterstützt die Schutzinitiative.
«Die Wirkung der Sexualkunde wird überschätzt»
Das überparteiliche Komitee «Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule» verweist in einer Medienmitteilung auf das Interview im «Tages-Anzeiger» vom 04.03.2015 mit dem Kinderpsychotherapeuten Allan Guggenbühl. Dieser zweifelte am Nutzen der frühen schulischen Aufklärung. Die Wirkung der Sexualkunde werde überschätzt, sagte Guggenbühl. Zudem drohe bei der Prävention ein «Overkill». Er betonte: «Die Vorstellung, dass Kinder ihre Einstellung zur Sexualität dank schulischer Aufklärung markant verändern ist naiv.»
Zur Webseite:
Schutzinitiative
Datum: 05.03.2015
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / idea