Wissen über die christlichen Wurzeln vermitteln
Iwan Schulthess, der in der Berner Kirche für Unterricht zuständige Synodalrat, warb für eine Resolution zugunsten eines gehaltvollen Fachs Religion im künftigen Deutschschweizer Lehrplan 21. Sollte Religion mit zahlreichen anderen Fächern im Fachbereich Natur-Mensch-Gesellschaft aufgehen, würden kommende Generationen «über die christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft wie über die verschiedenen Religionen und ihr Zusammenleben mangelhaft unterrichtet».
«Interesse von Kirche und Gesellschaft»
Erfahrungen mit dem geltenden Berner Lehrplan nährten diese Sorge sehr, sagte Schulthess am 18. Juni an der Abgeordnetenversammlung des Kirchenbunds in Aarau. Zudem wahrten die Projektverantwortlichen eisernes Schweigen über die Stellung von Religion im Entwurf zum Lehrplan 21, der nächstens in die Vernehmlassung gehen soll. Für den Berner Synodalrat ist klar: «Kirche und Gesellschaft haben ein begründetes Interesse, dass an den Volksschulen das Allgemeinwissen über Religion gefördert wird.»
Martin Schmidt, St. Galler Kirchenrat und Deutschschweizer Katechetikverantwortlicher, bot die reformierten Kirchen als Partner für einen schulischen Religionsunterricht an. «Wir können uns einbringen.» Schmidt unterstrich in diesem Zusammenhang, dass Religion nicht völlig wertneutral unterrichtet werden kann und der Unterricht sich auf gelebten Glauben beziehen soll (teaching from religion).
Überarbeitete Resolution…
Der nach Diskussion überarbeitete Resolutionstext lautete: «Die Abgeordnetenversammlung fordert den Rat des SEK auf, zusammen mit allen Kantonalkirchen in der deutschsprachigen Schweiz engagiert darauf hinzuwirken, dass im LP 21 religiöse Bildung aus christlicher Perspektive verpflichtend enthalten ist. Sie fordert ebenso die Regierungen der einzelnen Kantone auf, im Rahmen der Konsultation zum LP 21 darauf zu achten, dass dieser Bildungsbereich künftig eine grosse Bedeutung hat.»
…erhält zu wenig Stimmen
Der Waadtländer Jean-Michel Sordet wandte sich gegen die Resolution: In der (von Frankreich beeinflussten) Romandie könne man nicht von der Schule fordern, was sie nicht mehr zu leisten vermöge. Agnostiker, Atheisten und Muslime könnten nicht aus christlicher Perspektive unterrichten, gab Sordet zu bedenken. Eine Resolution würde in der Romandie als «nostalgischer Rückgriff» auf Vergangenes wahrgenommen.
Weil die Romands sich nicht der Stimme enthielten und auch Innerschweizer dagegen stimmten, erhielt die Resolution (die nur die Deutschschweiz angeht) nicht die für eine Verabschiedung nötigen zwei Drittel der Stimmen (40:22). Ein Signal hat das Parlament der Reformierten gleichwohl gesetzt.
Datum: 19.06.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet