Die Landeskirchen und Politiker des ganzen Parteienspektrums fordern mit der Initiative, dass der Staat seinen ganzheitlichen Bildungsauftrag wahrnimmt und den Gemeinden einen Unterricht Christliche Religion vorschreibt. Die für die westliche Kultur grundlegenden Geschichten der Bibel müssten weiterhin vermittelt werden, fordern die Initianten, unter ihnen die reformierte Kirchenrätin Anemone Eglin. Das ordentliche Schulfach mit Abmeldemöglichkeit war im letzten Juli vom kantonalen Bildungsrat aufgrund der Sparvorgaben der Regierung auf Sommer 2004 gestrichen worden. Eine Vertreterin der Bildungsdirektion erklärte kürzlich, ein Teil des Stoffs des bisherigen B-Unterrichts (etwa christliche Feste, nicht aber das Leben von Jesus) könne in anderen Fächern behandelt werden. Die Zürcher reformierte Landeskirche redet auf ihrer Webseite neuerdings wieder vom Abendland: „Wo der Staat die religiöse Dimension des schulischen Bildungsauftrages nicht mehr garantiert, stehen die abendländisch-christliche Herkunft, die humanistischen Bildungsziele und eine friedvolle demokratische Zukunft auf dem Spiel.“ Gleichzeitig wird in der Landeskirche eine starke Ausweitung des kirchlichen Unterrichts im Primarschulalter geplant. Die Kirche Zwinglis setzte bisher für die Konfirmation den Besuch des B-Unterrichts voraus und bot in den sechs Primarschuljahren nur den Drittklass-Unterricht (eine Wochenstunde) an. Der Sparbeschluss der Bildungsdirektion hat ein Umdenken ausgelöst: Das Gesamtkonzept für die kirchliche Religionspädagogik, das seit 2001 in Arbeit war, wurde in den letzten Monaten völlig umgestellt. Die neue Version, die derzeit von den Fachleuten der gesamtkirchlichen Dienste mit Kirchgemeindevertretern diskutiert wird und im Juni vor die Synode kommen soll, zielt auf die Einführung von kirchlichem Unterricht auch vor und nach der dritten Klasse ab (die Katholiken tun dies seit Jahrzehnten). Die Kirche macht bereits auf die Zusatzkosten aufmerksam, die diese verstärkten Bemühungen mit sich bringen – „aber sie sind es wert, geht es doch um die Einführung unserer Kinder in unsere Tradition und in unseren Glauben“. Der Kanton hat die Weiterführung des schulichen B-Unterrichts als Freifach ins Belieben der (auch unter Spardruck stehenden) Gemeinden gestellt. Die EVP der Stadt Zürich wehrt sich gegen den kürzlichen Beschluss von Regierung und Schulbehörden der Stadt Zürich, das Freifach aus dem Angebot der Schulen zu streichen. Die EVP will mit einem Postulat die Beibehaltung des Fachs im Rahmen der Blockzeiten fordern. Die Mehrkosten seien gering, während das Angebot ein Vielfaches an sozialen Kosten einsparen helfe, argumentiert die EVP. Der B-Unterricht fördere Grundwerte wie die Nächstenliebe und trage durch den Austausch zwischen Kindern mit unterschiedlichem kulturellem und religiösem Hintergrund zur Integration sowie zum respektvollen Umgang bei. Wie letzte Woche in Zürich bekanntgegeben wurde, ist in der Stundentafel Platz für Frühenglisch ab der 2. Klasse – in Gemeinden, die Blockzeiten eingeführt haben. Bereits im kommenden August sollen die ersten zweiten Klassen sich an die Weltsprache gewöhnen. Der Zürcher Vorstoss für Frühenglisch hatte in der vielsprachigen Schweizer Bildungslandschaft einen heftigen Streit ausgelöst. Zur Stützung der deutschen Sprache hat der kantonale Bildungsrat nun mehr Deutschstunden angeordnet. In der ersten Klasse kommen drei Stunden dazu – PISA lässt grüssen. Zudem wird der Bereich ‚Gestaltung und Musik’, zu dem der Handarbeitsunterricht gehört, um eine bis zwei Wochenstunden aufgestockt. An verfügbaren Schulstunden ist also kein Mangel, an Weltoffenheit auch nicht… Die Zürcher reformierte Landeskirche zu den Unterrichtsfragen:‚Einführung in unseren Glauben’: Reformierte wollen mehr kirchlichen Unterricht
EVP gegen Streichung in der Stadt Zürich
To be or not to be – in der 2. Klasse
http://zh.ref.ch/content/e3/e2181
Datum: 25.03.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch