Talk mit Reto Lussi und Dani Weber

Damit eine Gemeinde leuchten kann

Reto Lussi und Dani Weber
Im Livenet-Talk sprechen zwei GvC Pastoren über psychologische Sicherheit, Angstspannungen und wie kraftvoll es ist, mit Jesus zu leben. Der Talk ist geprägt von vielen Tipps für eine gesunde Gemeindekultur.

Reto Lussi und Dani Weber sind Pastoren der GvC Winterthur. Im Livenet-Talk sprechen sie mit Florian Wüthrich über ein gesundes Klima in Gemeinden, berichten über eigene Erfahrungen und welche Erkenntnisse ihnen geholfen haben.

Herausforderung: Nachfolger eines Pioniers

Der Pionier Johannes Wirth hatte in Winterthur einiges bewegt. Neben der Gründung der Gemeinde GvC prägte er die Stadt mit der Quellenhofstiftung oder dem Town Village. Als es um die Nachfolgeregelung ging, merkte man schnell, dass hierzu kaum eine geeignete Person gefunden werden konnte.

«Wir merkten früh, dass es schwer vorstellbar ist, dass jemand von uns die Rolle von Johannes eins zu eins übernimmt.» Reto erzählt, wie Dani Weber, Timon Studler und er schon öfters zusammengearbeitet und geleitet hatten. Sie wussten, dass sie sich gut ergänzten und so kam irgendwann der Entscheid, die Arbeit gemeinsam zu leiten. «Wir wollten die Verantwortung etwas breiter verteilen und so auch von einer Personenzentrierung wegkommen.»

Wann brauchen wir einen Konsens?

«Wir merkten, wie das gemeinsame Unterwegsein nach neuen Strukturen, einem neuen Rahmen verlangt», erzählt Reto. Deshalb liessen sie sich von modernen Führungsansätzen inspirieren. Im Talk erläutert er kurz, wie sie sich neue Gedanken über das Verständnis von Position und Verantwortlichkeit gemacht hatten. Ergänzend erklärt Dani, wie sie in gewissen Fragen, beispielsweise wenn es um tragende Werte fürs Gemeindeleben geht, den Konsens suchen, während bei anderen Entscheiden zwar «berechtigte Einwände» angebracht werden, der Entscheid dann jedoch an den entsprechenden Bereich abgegeben wird. Es geht darum, effizient zu arbeiten und sich nicht in ewigen Diskussionen zu verlieren.

Psychologische Sicherheit ist wichtig für eine Gemeinde

«Das Thema der psychologischen Sicherheit ist ebenfalls sehr wichtig», bringt Reto einen anderen Punkt ein. «In einer Kultur, in welcher man Angst vor negativen Konsequenzen hat, führt dies dazu, dass man sich nicht mehr traut, eigene Gedanken zu äussern. «Wir wollen eine Kultur leben, wo Menschen ihre Gedanken einbringen können, man gemeinsam diskutieren kann – ohne zu taktieren oder zu lobbyieren.» Die Leute sollen wissen, dass es einen sicheren Rahmen für den Austausch und eine gemeinsame Meinungsfindung gibt. Damit entsprechende Rahmenbedingungen gegeben werden können, liessen sich die Pastoren der GvC von anderen inspirieren und Reto stellt im Talk auch gleich Tools vor.

Auch eine offene Kommunikation sei wichtig. Dani und Reto erzählen, wie sie dies in ihrem Alltag leben. Sie lernten zum Beispiel, dass sie im täglichen Austausch klar deklarieren müssen, ob sie einander einfach ihre Befindlichkeit mitteilen wollen, um Hilfe bitten oder eine andere Intention haben.

Guter Umgang mit Ängsten und Unsicherheiten

Dani drückt aus, wie sie als Gemeinde eine Stadt auf dem Berg sein wollen, eine leuchtende Gemeinschaft, in welcher der Shalom Gottes erfahrbar wird. «Wir wissen aber, dass dies im Zwischenmenschlichen manchmal etwas anders aussieht», räumt er ein. Sie stellten fest, dass unsere Ängste und Unsicherheiten oft eine negative Wirkung haben. «Wir möchten Ansätze finden, um mit unseren eigenen Ängsten umgehen zu können.»

Das Buch von Frieder Boller «Selbstführung in stürmischen Zeiten» war Dani eine Hilfe und er liest gleich eine Passage vor: «Mit dem Kunstwort Angstspannung wollen wir die ganze Bandbreite von mulmigen Gefühlen wie Anspannung, Aufregung, Beunruhigung, Ängstlichkeit, Beklemmung, Besorgnis, Furcht, Angst oder Panik abdecken.» Das Wort «Angstspannung» blieb hängen. Es gibt viele Situationen im Gemeindealltag, in welcher solche Angstspannungen aufkommen. «Als Leitungspersonen müssen wir dies irgendwie wahrnehmen und bewusst darauf eingehen.» Da Angstspannungen in Systemen zirkulieren und diese von einer Person auf andere übertragen werden, muss gut darauf eingegangen werden.

In einer unsicheren Zeit inneren Halt finden

Reto spricht auch davon, wie sie sich damit beschäftigten, Informationen zu sortieren und sich zu fragen, welche Informationen an sich herangelassen werden sollen. An was richten wir uns aus und wovon erhoffen wir uns Orientierung und Sicherheit? In Zeiten der Unsicherheit, wie wir sie in den letzten Jahren erlebt haben, suchen die Leute Sicherheit – und sie suchen diese oft auch bei den Leitern. «Zwischendurch können wir den Menschen schon Sicherheit geben – zur Unterstützung. Doch am Schluss müssen wir die Leute zu Jesus führen. Den wahren Halt finden sie nur bei ihm!» Es sei ihr Bestreben, den Leuten zu helfen, Jesus zu finden.

Auch Reto unterstreicht: «Der Glaube an Jesus und das Unterwegssein mit ihm; das ist so kraftvoll und hilft uns, das Leben zu führen, welches zum Blühen kommt und ein Segen für andere sein kann.» Besonders unterstreicht er das Privileg, die eigenen Sorgen im Gebet bei Gott abzuladen. «Es gibt so viele Weisheiten aus der Bibel, welche uns in dieser Zeit helfen können.» Er träumt davon, eine Kirche sein zu können, welche diese Wahrheiten lebt und in die Welt hinausstrahlt.

Sehen Sie sich hier den Talk mir Reto Lussi und Dani Weber an:

Zum Thema:
Leben in Sicherheit: Wie man mit Angst und Unsicherheit umgehen kann
Talk mit Dän Zeltner: Gemeinden müssen gesund sein
Spannungsfelder in Gemeinden: Eine (un)gesunde Kritikkultur

Datum: 21.01.2025
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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