Veränderung im Gebetsleben

Warten, dass Gott uns versorgt

Mann, der auf den Zug gewartet hat
Im Leben jedes Christen gibt es Zeiten des Wartens, auf Gottes Stimme, auf Antworten, auf Weisung. Doch Wartezeiten haben auch viel Gutes, wie der klassische Autor Andrew Murray aufzeigte. In einer Mini-Serie geht es um das Positive des Wartens.

Der Herr hält alle, die da fallen, und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind. Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. (Psalm 145,Verse 14-15)

Das Besondere an diesem Bibelwort ist die Verbindung von Warten und Zeit. Warten ist nicht nur verstreichende Zeit, sondern Ausschauhalten nach der rechten Zeit.

Mit Verständnis und aus freiem Willen

«Alle warten auf dich, dass du Speise gibst zur rechten Zeit»: Das lesen wir auch in einem anderen Psalm, in Psalm 104, Verse 27-28. Dies ist ein Schöpfungspsalm, und die Tierwelt ist es, die wartet. Hier aber, in Psalm 145, geht es um Gottes Reich. Im Blick sind besonders die Bedürfnisse der Menschen Gottes, die zu Fall kommen oder niedergeschlagen sind. Der Rest der Schöpfung wartet unbewusst auf Gott – Gottes Volk soll es mit Verständnis und aus freiem Willen tun.

Wenn ein Heer in ein feindliches Land einmarschieren soll und dann die Nachricht kommt, dass der Vormarsch gestoppt wird, dann fragt man sich sofort, warum es nicht weitergeht. Oft lautet die Parole dann: «Warten auf Versorgungsgüter». Wenn die nötigen Vorräte an Nahrung, Kleidung und Ausrüstung nicht eingetroffen sind, wird man nicht weitermarschieren. Im Leben als Christ ist es genauso. Tag für Tag, bei jedem Schritt, brauchten wir die Versorgung von oben. Deshalb ist es so wichtig, eine Haltung der Abhängigkeit und des Vertrauens zu entwickeln. In dieser Haltung weigern wir uns weiterzugehen, wenn wir nicht die erforderliche Ausrüstung an Gnade und Stärke bekommen haben.

Sich auf Gott besinnen

Wie drückt sich solches Warten aus? Passiert es nicht, indem wir beten? Nun, man kann viel beten, aber dabei wenig auf Gott warten. Beim Beten sind wir oft mit uns selbst beschäftigt: Es geht um unsere Bedürfnisse und darum, wie wir sie Gott dringlich machen. Beim Warten auf Gott dagegen gilt der erste Gedanke dem Gott, auf den wir warten. Wir kommen in seine Gegenwart und spüren die Notwendigkeit, einfach still zu sein, sodass er als Gott über uns kommen und seine Schatten über uns werfen kann. Gott sehnt sich danach, sich zu zeigen und uns mit sich selbst zu erfüllen. Indem wir warten, geben wir ihm Zeit, zu uns zu kommen, auf seine Weise.

Beginnen wir also unser Gebet, indem wir uns auf ihn besinnen: wer er ist, wie nahe er ist, wie zuverlässig er helfen kann und will! Warten wir auf Gott, der uns beachtet und sich danach sehnt, uns mit seinem Segen zu füllen!

Lassen wir Pausen des Schweigens beim Gebet zu! Geben wir ehrfürchtiger Stille in der Seele Raum, die es ermöglicht, dass Gott uns etwas lehrt oder etwas in uns bewirkt! Das Warten auf ihn wird der segensreichste Teil unseres Gebets sein. Gott hat gewollt, dass das Warten auf ihn die Ehre ist, die wir ihm erweisen.

Wann immer wir ein Bedürfnis, ein Versagen, einen Mangel feststellen, können wir dies zum Anlass für die Frage nehmen: Habe ich zu wenig auf Gott gewartet? Sonst hätte er mir ja bereits zur rechten Zeit alles gegeben, was ich brauche!

Fokus auf Gott, nicht auf unseren Anliegen

Daraus folgt eine neue Einschätzung unseres Betens. Unsere Worte sind gar nicht das Wichtigste. Vielleicht schätzt Gott die Zeit, die wir ihm widmen, mehr als die Worte, die wir finden.

Dementsprechend folgt auch eine andere Planung unserer Gebetszeiten (jedenfalls, wenn wir zu den Menschen gehören, die ihre Gebetszeiten planen). Starten wir langsam, aus der Stille heraus! Fokussieren wir uns auf Gott – und danach erst auf unsere Anliegen.

Auch wenn wir erst nach ihm fragen, werden wir auf unsere Kosten kommen. Das ist ja die Verheissung: «du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit».

Zum Thema:
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Datum: 03.09.2024
Autor: Andrew Murray
Quelle: Magazin Faszination Bibel 03/2024, SCM Bundes-Verlag

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