Gedankenanstoss

Es ist eine Frage des Glaubens

Sonnenaufgang
Das Einhalten eines wöchentlichen Ruhetags oder das Geben des Zehnten können äussere, religiöse Rituale sein – oder auch Ausdruck des Glaubens. Ab einem gewissen Punkt ist Hingabe aber immer eine Frage des Glaubens.

Lohnt es sich, nach Gottes Anweisung zu leben? Die meisten Christen würden diese Frage bejahen und könnten dies auch durch eigene Erfahrung bestätigen. Folgend ein paar Beispiele, welche illustrieren, wie es praktisch aussieht, wenn wir vertrauen, dass wir nicht zu kurz kommen, wenn wir nach Gottes Prinzipien leben.

Sechs Tage arbeiten – ein Tag ruhen

Landwirte haben oft ein sehr hohes Arbeitspensum und sind in vielen Aufgaben stark vom Wetter abhängig. Viele arbeiten sieben Tage in der Woche und können es sich kaum vorstellen, ihre Arbeit am Sonntag, wenn endlich die Sonne kräftig scheint, ruhen zu lassen. Doch genau dies tun manche Bauern aus ihrer Glaubensüberzeugung. Sie werden zwar zuweilen belächelt und manchmal sogar von Christen als «gesetzlich» diffamiert. Immer wieder habe ich aber gehört, wie einzelne diese Praxis seit jahrzehntelang pflegen und bezeugen, dass es sich lohnt.

Ob jemand den wöchentlichen Ruhetag feiert, ist keine Frage des Arbeitspensums, sondern eine des Glaubens (oder auch eines Gesundheitsbewusstseins). Viele Menschen bezeugen, dass sie durchs Einhalten eines Ruhetages gesegnet worden sind. Dieser Segen mag sich darin ausdrücken, dass sie am Monatsende nicht weniger Ertrag haben oder indem sie darin eine höhere Lebensqualität erkennen.

Für einen Lokführer, eine Pflegefachfrau oder einen Pastor ist es sicher schwierig, den Sonntag als Ruhetag zu halten. Doch auch sie finden Wege, um einen Ruhetag einzuhalten.

Grosszügigkeit beim Spenden und Teilen

«Ich gebe nicht, weil ich habe, sondern habe, weil ich gebe.» Hinter diesem Satz steht die Einstellung, dass man nicht darauf wartet, zu viel Geld zu haben, bis man zu teilen beginnt. Es wird angenommen, dass genug zum Leben bleibt, wenn grosszügig geteilt wird. Auf keinen Fall lässt sich durch Geben ein finanzieller Gewinn errechnen. Vielmehr geht es um das Vertrauen, dass Gott uns versorgt, wenn wir uns ihm mit all unserem Sein und Haben zur Verfügung stellen.

Da war mir ein selbständiger Handwerker eine grosse Inspiration. Er war nicht reich, sah aber immer Möglichkeiten, um grosszügig zu sein. Es machte ihm Freude und er versprach sich keinen Profit, der ihm auf wundersame Weise zuteil kommen würde. Er hatte aber das Geheimnis der Grosszügigkeit erkannt und wusste, dass Gott ihn letztlich mit allem versorgen würde, was er zum Leben brauchte. Es ist eine Sache des Glaubens.

Wenn das Geld geheiligt ist

Im Alten Testament lesen wir von der Praxis, Gott einen Teil des Einkommens zu geben. Dem Prinzip der Erstlingsfrucht oder auch des Zehnten liegt der Gedanke zugrunde, dass wir den ersten und besten Teil unserer Einkünfte Gott weihen, wodurch das ganze Einkommen geheiligt ist. Das Neue Testament fordert diese Praxis zwar nicht, doch das Prinzip scheint noch immer gültig zu sein. Ungezählte Christen bezeugen, wie sie finanziell gesegnet sind, seit sie Gott den Zehnten geben.

Wahrscheinlich machen die allermeisten von ihnen keine Analyse, um eine Zunahme ihrer Finanzen nachzuweisen. Sie stellen aber fest, dass sie genug haben, sie durch den «Verlust» von zehn Prozent keine spürbaren Nachteile haben oder sie sogar weniger finanzielle Engpässe durchleiden als vorher. Und vor allem kann durch ihr Geben viel Gutes bewirkt werden. Letztlich ist auch die Frage, ob wir den Zehnten oder die Erstlingsfrucht geben, keine Frage davon, wie viel wir haben, sondern eine Frage des Glaubens.

Hier muss eingewendet werden, dass der Antrieb beim Zehnten oder Einhalten des Ruhetags nicht nur im Glauben, sondern auch in Gruppendruck oder toter Religiosität liegen kann. Bei folgendem Punkt wird dies langfristig aber nicht funktionieren.

Sich an andere verschenken

Jesus hat es vorgemacht: Er lebte nicht für Ansehen, Macht, Beliebtheit oder Geld, sondern aus Liebe für die Menschen. Sein ganzer Dienst war nicht dazu angelegt, um sich ein Denkmal zu schaffen. Eigentlich liess er nichts anderes zurück als das, was er im Leben von Menschen gewirkt hatte (und auch weiterhin wirkt). Wir Menschen neigen dazu, uns ein Denkmal schaffen zu wollen, etwas, was uns auch nach unserem Tod Bedeutung verleiht. Im Licht der Ewigkeit betrachtet, wird aber nichts anderes bleiben als die Spuren, die Gott durch uns im Leben anderer Menschen wirkt.

Wer das Evangelium in seiner Tiefe verstanden hat, dessen innere Bereitschaft wird zunehmen, um Ansehen, Erfolg und Lebenswerk loszulassen – wenn dies zum Wohle anderer Menschen dient. Wer sich krampfhaft an vergangene Glanzzeiten seiner Kirche, Organisation oder Firma hängt und sich in ständigem Konkurrenzkampf mit anderen sieht, entfernt sich zunehmend vom Pulsschlag des Evangeliums. Wer loslassen kann und für andere Menschen lebt, wird am Ende nicht zu kurz kommen. Es ist einfach eine Sache des Glaubens.

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Datum: 05.07.2023
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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