IGW-Impulstag

IS-Terror: Wie reagieren wir?

«Widerstand oder Ergebung? – Christen im Angesicht des IS-Terrors», mit diesem Titel lud das IGW am Samstag ins ICF Basel ein. Der amerikanische Theologe Brian Zahnd 
Brian Zahnd im Vortrag IS-Terror: Wie reagieren wir?
2 Männer am sitzen

erklärte, man könne den Terrorismus nicht mit Waffengewalt besiegen. Der Terror und die Brutalität des Islamischen Staates (IS) erschrecken uns. Ein gemeinsamer Impulstag vom Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW) und dem ICF Basel suchte Antworten auf die Frage, wie wir westlichen Christen damit umgehen sollen.

Der amerikanische Pastor und Buchautor Brian Zahnd hielt drei Vorträge, in denen er seine Theologie des «Evangeliums des Friedens» darlegte. Zahnd argumentierte vor allem gegen Teile der US-Evangelikalen, die Amerika als Staatsmacht und das Reich Gottes miteinander vermischen. Im Königreich Gottes würden nie Zwang und Gewalt angewendet. Die militärischen Interventionen im Irak nannte er «Kolonisation», die eine grosse Verbitterung unter der lokalen Bevölkerung erzeugt hätten. Es sei naiv zu glauben, man könne den Terrorismus bekämpfen, indem man alle Terroristen töte. Dieser Kampf würde nie ein Ende finden. «Wenn wir Böses mit Bösem bekämpfen, dann werden wir selbst zu dem Bösen, das wir eigentlich bekämpfen», sagte Zahnd.

Er bezeichnete weder Flucht noch Gegengewalt als angemessene Reaktion auf Gewalt. Es gebe nach Zahnd noch eine dritte Option, nämlich Gottvertrauen. Die Feindesliebe sei «ein mutiger Akt des Widerstands», ohne in die Opferrolle gezwungen zu werden.

«Wir hassen die Muslime nicht»

Im Anschluss versuchte ein bunt gemischtes Podium, die aufgestellten Thesen auf den Boden zu bringen. Alt Nationalrat Christian Waber (EDU) schlug vor, Nato und EU sollten Rückzugsinseln für Flüchtlinge in Syrien und im Irak schaffen und mit Waffengewalt verteidigen.

Ein christlicher Syrer, der vor kurzem in die Schweiz geflohen ist, erklärte, dass alle Christen in der Region vor dem Islam Angst hätten, weil sie dessen schlimmste Ausformung erlebten. Dennoch müsse man zwischen der Religion und den Menschen unterscheiden. «Wir hassen die Muslime nicht», betonte er. «Wir haben nicht das Recht, sie umzubringen.»

Lukas Amstutz, Dozent am Theologischen Seminar Bienenberg, erklärte: «Wir müssen uns nicht zwischen Widerstand und Ergebung entscheiden. Es gibt immer mehrere Handlungsoptionen in einem Konflikt.» Das eigentliche Dilemma bestünde zwischen den biblischen Forderungen der Feindesliebe und dem Schutz der Schwachen. Er sehe aber ein klares biblisches «Nein» zu tötender Gewalt. Friedensstiftung müsste zudem bereits beginnen, bevor der Konflikt eskaliere.

Flüchtlinge aufnehmen und Nahrungsmittel senden

Christian Waber sieht das Dilemma zwischen dem Gehorsam gegenüber der Obrigkeit und dem Gebot: «Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen». Man könne überzeugt Militärdienst leisten, solange man ein inneres Ja zum Staat habe. «Ich werde aber genau hinschauen und entscheiden, wann ich Nein sagen muss.»

Am Schluss wurde der Syrer gefragt, was sich die Menschen vor Ort vom Westen wünschen. «Wir wollen keine Waffen, denn mit denen werden nur noch mehr Menschen getötet.» Stattdessen rief er dazu auf, die Grenzen für die Flüchtlinge zu öffnen und Nahrungsmittel zu schicken, denn die Not sei gross.

Zum Thema:
Politbeobachterin Michal Hoffman: «Europa handelt sich grosse Probleme ein»
Wegen sexueller Gewalt: Angelina Jolie fordert Einsatz gegen IS

Datum: 18.09.2015
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

Werbung
Livenet Service
Werbung