Adonia, Heilsarmee und VBG noch nicht gerettet
Andi Bachmann-Roth: Ich hatte leider keinen zur Hand. Ich war jedoch sehr positiv überrascht, als mir letzte Woche ein Nationalrat am Telefon mitteilte, dass die Budgetkürzungen bei J+S vom Nationalrat soeben rückgängig gemacht wurden.
Die Beiträge an die Jugendlager von Pfadi, BESJ, Cevi, Jubla und alle weiteren J+S Lagersport-Trekking Verbände werden nicht gekürzt. Das war noch im letzten Jahr wegen Sparbemühungen so entschieden worden. Zum Glück ist das rückgängig gemacht worden. Die Beitragskürzung von einem Drittel war so kurzfristig, dass die Verbände ihre Lagerbeiträge nicht mehr hätten anpassen können, weil die Budgets schon gemacht waren. Nun hat das Parlement ein wichtiges Zeichen, für die Jugendarbeit gesetzt. Die Unterstützung bleibt erhalten und die Beiträge bleiben ungekürzt. Es gibt definitiv Grund zum Feiern.
Dann fallen auch Adonia, die Heilsarmee, VBG und andere Verbände nicht raus?
Diese Verbände waren von der Kürzung der J+S Gelder nicht betroffen, da sie keine Sportverbände sind. Es laufen derzeit zwei Verfahren. Bei «J+S» ging es um das Bundesamt für Sport (BASPO) und die Beiträge für das Sportfach «Lagersport-Trekking». Dazu gehören Verbände wie Pfadi, BESJ, Jungscharen EMK, Youthnet und andere.
Das andere laufende Verfahren betrifft die Beiträge, welche über das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) laufen. Das BSV hat ihre finanzielle Unterstützung im letzten Jahr für 18 mehrheitlich evangelisch-christliche Organisationen komplett gestrichen. Dort laufen noch immer juristische Verfahren, da gibt es noch keinen Grund zum Feiern.
Gibt es dort einen Zeithorizont, bis wann was entschieden ist?
Nein. 15 der 18 Verbände wählten den juristischen Weg, weil es der einzig mögliche ist. Man konnte nicht direkt mit dem BSV das Gespräch suchen – und so musste man es juristisch anfechten. Die Vernehmlassung ist vorbei, beide Seiten reichten ihre Positionen ein und nun muss das Bundesverwaltungsgericht einen Entscheid treffen. Fällt es zugunsten der Jugendverbände positiv aus, ist das Ganze abgeschlossen, falls nicht, haben einzelne Verbände bereits signalisiert, dass sie das Verfahren weiterziehen würden.
Wie würde es weitergehen, wenn zum Beispiel die Vereinigten Bibelgruppen auf der «Schwarzen Liste» stehen würden?
Es gibt drei Szenarien. Erstens: Alle betroffenen Verbände gewinnen vor dem Bundesverwaltungsgericht. Dann feiern wir. Zweitens: Alle werden abgelehnt. Die dritte Möglichkeit ist, dass es unterschiedliche Ergebnisse gibt. Manche der Verbände würden das Verfahren wohl juristisch weiterziehen, andere hätten dazu die Mittel nicht. So oder so würde im zweiten und dritten Fall die politische und mediale Diskussion lanciert, da es um Grundwerte wie Religionsfreiheit geht. Es würde um grundsätzliche Fragen gehen, die ein Gericht alleine gar nicht beantworten kann.
Was geschieht inzwischen?
Gemeinsam mit den Jugendverbänden verfasst die Jugendallianz eine Charta für christliche Kinder- und Jugendverbände. Darin wollen wir unsere Ziele und Arbeitsweise transparent sichtbar machen. Und zwar in einer Sprache, die öffentlich verstanden wird. Wir merkten, dass oft eine interne Sprache verwendet wird, die zu Missverständnissen führt. Wir leben in einer säkularisierten Welt, da müssen wir eine Sprache verwenden, die auch von Leuten verstanden wird, die nichts mit der Kirche am Hut haben. Das heisst jedoch nicht, dass christliche Jugendverbände deswegen ihren Inhalt und ihre preisgeben müssen. Wir wollen verständlich darlegen, was für uns ganzheitliche Förderung von Kindern und Jugendlichen bedeutet.
Was würde bei den Verbänden passieren, wenn die Unterstützung wegbricht?
Es würde ein Imageschaden entstehen. Wenn der Bund kein Geld mehr gibt, scheint für Aussenstehende etwas nicht in Ordnung zu sein. Angebote christlicher Jugendverbände könnten den Beigeschmack von etwas nicht ganz Seriösem erhalten. Man wird potentiell verdächtig und gefährlich.
Zudem würde natürlich das Geld fehlen. Das sind zum Beispiel bei Adonia fünfstellige Beträge. Personal müsste gestrichen werden. Darüber hinaus könnte eine Kettenreaktion ausgelöst werden. Auch das Bundesamt für Sport könnte die Zusammenarbeit einstellen. Da gibt es dann tatsächlich wieder eine Verbindung zwischen dem BSV und dem BASPO. Das würde nicht alle Verbände betreffen, womöglich aber jene, die von beiden Bundesämtern Gelder erhalten. Das wäre für die Betroffenen sehr einschneidend.
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Datum: 16.06.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet