Wertschätzung durch Sport

Die Basketball-Ministry von Woody Woodfin

Eigentlich wollte Woody Woodfin Missionar für Studierende bei cru in den USA sein. Doch bald schon verschob sich sein Dienst. Inzwischen engagiert er sich auf den zahlreichen öffentlichen Basketballplätzen New Yorks für Kinder und Jugendliche. Viele erleben dabei zum ersten Mal Wertschätzung. Und etliche kommen ganz nebenbei zum Glauben an Gott.
Ein Basketballturnier von «Street2Street»
Woody Woodfin

So wie viele andere auch hatten Woody Woodfin und seine Frau Renee 2001 den Terroranschlag auf die New Yorker Twin Towers im Fernsehen verfolgt. Als sie kurz darauf von ihrer Missionsleitung gefragt wurden, ob sie dorthin gehen würden, um Seelsorge, Gebet und Trost anzubieten, packten sie direkt ihre Koffer. Wochenlang waren sie in der Stadt unterwegs – von Ground Zero bis in abgelegenere Wohngebiete. Vor allem mit Kindern und Jugendlichen kamen sie ins Gespräch.

Perspektive ist nötig

Als sie einmal im Stadtteil Queens einen Tisch mit «Survival-Paketen» aufbauten, kam ein Polizist und wollte sie verscheuchen. «Sie dürfen hier weder etwas aufbauen noch weitergeben», meinte er. «Was haben Sie da überhaupt?» «Wir sind nur gekommen, um die Kinder zu segnen, Sir», antwortete ihm Woody. «Nach allem, was passiert ist, haben sie Angst. Diese Pakete mit etwas Spielzeug, Schokolade und einer Bibel werden ihnen helfen.» Das Gesicht des Polizisten hellte sich auf. «Da sind Bibeln drin?», meinte er. «Alles, wo die Bibel drin ist, können Sie austeilen. Die Kinder brauchen das.»

Während sie als Ehepaar in New Yorks Strassen unterwegs waren, lernten sie immer mehr Kinder und Jugendliche kennen, die ihre Hilfe brauchten – nicht nur, um sich von 9/11 zu erholen, sondern in ihrem alltäglichen Leben. Den beiden begegnete so viel Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, dass Woodfins ihren Wohnsitz und ihre Arbeit dauerhaft nach New York verlegten. Ihnen war klar: «Diese Kinder brauchen einen Fürsprecher, einen Freund. Wenn wir sie früh genug erwischen, können wir den Verlauf ihres Lebens verändern. Wir leiten lieber ein Kind an, als dass wir später einen Menschen wieder aufbauen müssen.»

Street2Street

Aber wie sollte Woody auf Dauer an die Kinder herankommen? Über die Schulen war kein Zugang möglich. Bei einem Gang durch die Stadt bemerkte der ehemalige Sportler die vielen öffentlichen Basketballplätze – sie waren Treffpunkt für alle Kids der Umgebung. Das könnte eine Möglichkeit sein.

Er aktivierte einige Bekannte, die in der Wallstreet arbeiteten, und bat sie um eine Art Patenschaft «von Strasse zu Strasse». So entstand «Street2Street». Die Arbeit lebt stark vomm Einsatz und der Persönlichkeit von Woody. Ihm ist es nicht so wichtig, ob das Ganze eine sportmissionarische Arbeit ist oder doch eher Sozialarbeit mit der Möglichkeit, vom Evangelium zu reden. All das gehört für ihn dazu, und die Arbeit zieht immer weitere Kreise. In den letzten Jahren veranstaltete er mit seinem Team bis zu 25 Basketballturniere pro Sommer, jeweils mit Hunderten Teilnehmenden.

Ein Schlüssel zur erfolgreichen Arbeit ist für Woody das Vernetzen der richtigen Personen, denn er und sein Team können unmöglich Hunderten und Tausenden Jugendlichen hinterhergehen. So lädt er Jugendpastoren aus den jeweiligen Regionen zu den Basketballspielen ein – viele lernen so ihre Nachbarkids kennen, die noch nicht in ihre Gemeinde kommen. Er arbeitet inzwischen mit Schulen und deren Sozialarbeitern zusammen. Und er lädt seine Freunde von der Wallstreet ein, die nicht nur einen Korb werfen, sondern ganz nebenbei vermitteln: «Hey, es lohnt sich, wenn du weiter zur Schule gehst.»

Träume werden wahr

2020 erreichte Street2Street 20'000 Jugendliche in verschiedensten sozialen Brennpunkten. Die Corona-Pandemie traf auch diese Arbeit, aber da Sport draussen immer wieder möglich war, riss sie nie ab. Ausserdem begannen die Mitarbeiter, mit «ihren» Kids online Basketballturniere zu spielen. Das Motto der Arbeit ist «Play. Belong. Matter.» (Spielen – dazugehören – Bedeutung gewinnen). Und genau das geschieht, sowohl bei Mitarbeitenden als auch bei Teilnehmenden.

Nick ist eigentlich schon im Ruhestand. Früher spielte er erfolgreich Basketball, jetzt hilft er als Coach bei Street2Street. Vor einer Weile musste er mit einem leichten Herzinfarkt in die Klinik. Freitagnachmittag, kurz vor Beginn des wöchentlichen Spiels in seiner Strasse, klingelte das Telefon eines Mitarbeiters. Es war Nick. «Ich bin draussen. Holt mich ab.» Rechtzeitig zu Spielbeginn stand er am Spielfeldrand, als wäre nie etwas gewesen. Kein Wunder, dass sich ihm die Kids anvertrauen.

Am Martin-Luther-King-Tag feierte ein Basketballteam einen Gottesdienst. Nachdem die berühmte Rede «I have a dream» zitiert wurde, ging Jerome ans Mikrofon. Der Sohn einer alleinerziehenden Mutter hätte eigentlich keine Chance gehabt, doch dann traf er ein Street2Street-Team. Er spielte mit, begegnete Jesus, machte seinen Schulabschluss und bekam gerade seine Zulassung für eine Elite-Highschool. Bewegt erklärte er: «Ich bin die Erfüllung des Traumes von Dr. King.»

Woody Woodfin meint: «Es heisst, dass Menschen Gott am nähesten kommen, wenn sie spielen. Ich glaube das!»

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Datum: 11.04.2021
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / street2street / cru.org

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