«Missionsarbeit ist komplexer geworden»
Schon die Herkunft der Missionare hat sich radikal verändert, wie das Leiterehepaar Baltensperger in einem Interview mit idea Spektrum Schweiz sagt. Vor hundert Jahren reisten westliche Missonare in nicht-westliche Länder. Heute arbeiten beim WEC (Weltweiter Einsatz für Christus) etwa gleich viele nicht-westliche Mitarbeiter wie westliche. Die zweite grosse Veränderung liege darin, dass Missionare ihre Arbeit viel stärker als Dienen verstehen als früher. Sie sehen sich in einer Partnerschaft mit lokalen Christen.
Genau so wichtig wie das Predigen
Dabei wird stärker versucht, die Bedürfnisse der Zielgruppe mit einzubeziehen. Ausserdem wird das Evangelium akzentuierter in Tat und Wort verkündigt. Wie es auch Jesus tat, der nicht nur predigte, sondern heilte und Wunder tat. «Praktische Hilfe wie Brunnen bauen und medizinische Versorgung sind genauso wichtig wie das Predigen», betont Gabriela Baltensperger.
Auf die globalen Trends in der Weltmission angesprochen, meint Michael Baltensperger: «Seit ungefähr 2008 gibt es mehr nicht-westliche Missionare als westliche.» Und: «Die Hauptimpulse kommen nicht mehr vom Westen, sondern von den nicht-westlichen Ländern.» In Zukunft werde es zudem mehr Opferbereitschaft brauchen, um die Unerreichten zu erreichen, weil diese sich in schwierigen, konfliktreichen Gebieten befänden wie Nordafrika, Mittlerer Osten, Afghanistan, Pakistan und Nordindien. Ein weiterer, grosser Trend in der globalen Mission sei auch, dass Missionare sich verstärkt als Multiplikatoren verstehen und zum Beispiel an Missionsbibelschulen unterrichten.
Missionsarbeit sei insgesamt komplexer geworden, bestätigt Michael Baltensperger. «In noch unerreichten Gebieten zu arbeiten, ist sehr schwierig, und deshalb braucht es Missionsgesellschaften, die das Know-how haben, wie man sich dort verhalten soll. Nur so ist es möglich, nachhaltig und ganzheitlich zu arbeiten.»
Eine Charakterschule
Und Gabriela weist auf ein spezielles Problem hin: «Die Menschen in nicht-westlichen Ländern sehen uns häufig als Kolporteure des Westens, welche ihnen die westliche Kultur bringen wollen.» Alles, was vom Westen komme, sei in ihren Augen christlich, auch die sexuelle Freizügigkeit. Deshalb habe das Christentum heute in vielen Ländern einen schlechten Ruf. «Es ist herausfordernd zu zeigen, was Christsein wirklich bedeutet.» Missionsarbeit sei auch deshalb anspruchsvoller geworden, weil heute alles viel vernetzter sei. Und Michael ergänzt: «Das ist die Realität. Mission ist eine grosse Charakterschule. Das bedeutet, dass Leiden dazu gehört, doch das bringt uns auch näher zu Gott.»
Datum: 03.06.2013
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / ideaSpektrum Schweiz