«Die Leute sind gar nicht so verschlossen»
Livenet: Myriam Geister, Sie schreiben, dass sie beGEISTERt sind – ist der Name Myriam Geister ein geistlicher Künstlername oder ist er real?
Myriam Geister: Nein, nein, das ist schon mein Name. Mein Mann Roman hat den mitgebracht, als wir 2012 geheiratet haben. Früher hiess ich Contreras-Aguilar. Den Namen hat mein kubanischer Papa bei meiner Geburt mitgebracht. Wie oft ich das buchstabieren musste... Und kein Mensch konnte es aussprechen. Geister ist da schon ganz lässig.
Was haben Sie mit SHINE erlebt?
Ich bin mutiger geworden in «Share your faith», also darin, vom Glauben weiterzuerzählen. Erst neulich bei einer Gartenparty gab es so eine typische Situation, in der ich dachte: «Jetzt könnte man voll von Gott erzählen!» Und dann hab ich's einfach gemacht. Und tatsächlich rutscht dann einer auf der Bank gegenüber etwas näher und flüstert fast: «Ach was, du bist Christ?» Da zieht er eine Taschen-Bibel aus seiner Hosentasche und sagt: «Das ist super. Ich les grad die Bibel. Ich hab ein paar Fragen!» Dieses Gespräch wäre nie entstanden, wenn ich nicht den Mund aufgemacht hätte.
«Inspire yourself» ist mir auch wieder wichtiger geworden durch SHINE. Ich lese seitdem die Bibel für mich allein in meinem stillen Kämmerlein; und nicht nur einmal in der Woche im Gottesdienst, wenn der Predigttext angebeamt wird.
Haben Sie als deutsche Christin vorher gedacht, dass auch in der Schweiz Menschen offen für den Glauben sind oder waren Sie eher skeptisch?
Ich hab mich erstmal gefragt, ob Schweizer offen für Deutsche sind. Und dann hat man als deutscher Christ so ein Klischee von Schweizer Christen: Die singen so ganz andere Lieder mit unaussprechlichen Texten. ICF hat jeder schon mal gehört. Dort sind die Christen ziemlich aktiv auf den Strassen und in den Medien. Schweizer Christen sind nicht stehen geblieben oder so. Als ich hier angekommen bin und die Schweizer Jugendlichen langsam kennenlernte, merkte ich: Die Teens hier haben die gleichen Themen wie die Deutschen, Freundschaft, Aussehen, Schule, Familie, Neid, McDonalds, Klamotten und so.
Wie haben Ihre ersten Schritte ausgesehen?
Meine ersten Schritte im SHINE-Lifestyle waren definitiv spannend. Erstmal haben wir uns gründlich informiert, was dieses SHINE soll. Wir haben es als sehr gut befunden und dies in unserer Jugendarbeit in der Gellertkirche gestartet. Natürlich ist die SHINE-Experience auf Teens zugeschnitten. Aber auch für 24-Jährige kann es krass herausfordernd sein, wenn man von seinem hohen «Ich bin doch schon erwachsen»-Ross absteigt. Ich hab jede Woche versucht, etwas von dem Gelernten umzusetzen. Nicht nur den Teens predigen, sondern selbst ranklotzen, dachte ich. Das lief mal besser, mal schlechter…
Was hat Sie auf Ihrer SHINE-Reise am meisten begeistert?
Mit Abstand das Beste ist natürlich, wenn jemand SHINE aktiv ausprobiert und dann erlebt, dass sich etwas im Leben verändert. Man versöhnt sich mit jemandem. Oder man traut sich, von seinem Glauben zu erzählen und hat ein geniales Gespräch. Der eine erlebt krasse Gebetserhörungen. Der andere erlebt, dass man standhafter im Glauben wird. Oder man entdeckt für sich das Bibellesen. Oder man kann sich endlich selber vergeben... Das alles kann passieren, wenn man SHINE ausprobiert.
Was raten Sie Leuten, die «Angst» davor haben, mit anderen Menschen über den Glauben zu reden?
Fang mal bei jemanden an, von deinem Glauben zu erzählen, der eh schon weiss, dass du Christ bist. Das kann dein Kollege oder deine Oma sein. Total egal. Da merkt man erstmal: ist ja gar nicht so schwer.
Oder mein neuer Favorit, wenn die Frage kommt, ob ich an Gott glaube: «Klar glaub ich an Gott. Du etwa nicht? Ich meine, über 70 Prozent der Weltbevölkerung glauben an einen Gott. Es ist eher verrückt, nicht an einen Gott zu glauben. Oder wie erklärst du dir Jahreszeiten, deine Seele, den Charakter, deine Fingernägel und Augen, Schicksal, Emotionen oder medizinische Wunder?»
Wie sieht ein typischer Tag mit diesem Lebensstil aus?
Erstmal aufstehen. Beten. Vielleicht ein bisschen Bibel oder ein Andachtsbuch lesen («Inspire yourself») und einen Saft trinken. Dann zur Schule oder auf Arbeit, dort Liebe üben («Hug People»). Döner essen. Dann mit echten, guten Freunden hängen oder mit ihnen schreiben, einfach Beziehung pflegen («Njoy Fellowship»). Wenns drauf ankommt, mutig den Mund auftun und sagen, was man glaubt («Share your Faith/Story»). Abends in der Kirche mithelfen bei einem Projekt für Kinder oder Flüchtlinge oder sonstwas («Equip others»). Beten. Schlafen.
Wie zahlt sich der Mut aus, auf andere zuzugehen?
Es ist ein gutes Übungsfeld. Die Erfahrung, dass es mal nicht «klappt» und dass man als «komische Tante» abgestempelt wird, ist gar nicht mal so schlecht. Mein grosses Laster ist es nämlich, dass ich immer und überall beliebt sein will! Wenn ich mal an einem Ort nicht gleich so cool rüberkomme und ich aber trotzdem noch weiss, dass ich von Gott geliebt bin; wenn es mich nicht an der «Ehre» kratzt. Dann bin ich schon ein Stückchen näher an der Identität, die mir Gott geben will.
Und zum Schluss: Die Leute sind gar nicht so verschlossen, wie wir immer denken! Die meisten finden es interessant und fragen nach und haben persönliche Geschichten zum Thema Gott. Bring denn Stein ins Rollen und dann lass sie mal erzählen, hör zu, anstatt sie vollzuquatschen!
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Datum: 23.11.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch