Gemeinsam hoffen, teilen und helfen
Livenet: Wie erleben Sie den Reichtum Gottes 2012 im Kontext von Verschuldung und Unsicherheit?
Johannes Wirth: Wir können Hoffnung haben. Unser Wohlergehen hängt nicht von der Wirtschaft ab, sondern davon, dass wir einen Vater im Himmel haben, der uns versorgt, auch wenn es wirtschaftlich unsicher ist und das Umfeld noch unsicherer wird. In christlichen Organisationen und Netzwerken erleben wir anderseits, dass Menschen am Rand der Gesellschaft, die bereits von Armut betroffen sind (oder denen Perspektiven fehlen), wieder echtes Leben bekommen. Wir wünschen, dass noch mehr Leute aufstehen und sich für sie engagieren.
Wie hat der Dienst an Schwachen, Benachteiligten und Süchtigen die GVC beeinflusst?
Die GVC ist durch die Teilnehmenden der von uns gegründeten Quellenhof-Stiftung stark geprägt worden. Drogensüchtige und psychisch Kranke kamen und kommen in unsere Gottesdienste und sind teils in Kleingruppen integriert. Wir tragen die Stiftung finanziell mit. Das Anliegen für Menschen am Rand ist bei uns stark verwurzelt.
Was fordert es einer Gemeinde ab, solche Menschen zu stützen?
Es kann geschehen, dass jemand im Gottesdienst ausrastet, der psychisch krank ist. Letzthin hat jemand beim Apéro des Visionskurses plötzlich einen Schrei von sich gegeben und das ganze Buffet in die Luft geworfen. Alle waren verwirrt und verstanden nicht, was das sollte. In den Kleingruppen gibt es manche, die kommen und dann wieder nicht kommen. Sie mögen sich nicht einordnen, schwatzen drauflos. Das auszuhalten ist – heftig. Wir trainieren noch.
Anderseits engagieren sich gerade deswegen auch gesunde Leute in der GVC…
Eindeutig. Menschen, die ein grosses Anliegen haben, der Stadt und Menschen am Rand zu dienen. Wir bieten ja Asylbewerbern Deutschkurse an. Ehrenamtliche geben Deutsch und Konversation – auch ein Übungsfeld.
Wie kann man in der Gemeinde auf die Schuldenkrise im europäischen Raum reagieren?
Derzeit drückt sie noch nicht so auf uns. Wir haben das Jahresthema Hoffnung – auch weil wir nicht wussten, wie das Jahr wird. Wir raten Menschen, sich nicht zu verschulden. Wir laden zum Teilen ein. Und wir helfen. Bis jetzt sind wir in der Schweiz enorm privilegiert. Jenseits unserer Grenzen sind wir in Indien aktiv, in Bulgarien und in Guinea. Da helfen wir mit, Hoffnung zu stiften und Menschen aufzuhelfen. Derzeit scheint eine Foodbank für Winterthur nicht dringlich. Verschlechtert sich die Lage, gehen wir an die Arbeit.
Datum: 05.10.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet