«Der Seelsorger muss Schüler bleiben»
Chrischona-Panorama: Ernst Gassmann, was haben Sie in den 16 Jahren am Theologischen Seminar den Studenten beigebracht?
Ernst Gassmann: In der Pastoraltheologie war mir wichtig den Studenten zu zeigen, dass ihre persönliche Beziehung zum Dreieinigen Gott die Hauptquelle ihres Dienstes ist. Alles theologische Wissen, das nicht das eigene Herz berührt und verändert, ist für den geistlichen Dienst untauglich. Was nicht durch den Geist Gottes belebt ist, schafft kein Leben.
In der Seelsorge wies ich auf die unerschöpflich reichen Quellen der Bibel für die Begleitung und Beratung von Menschen hin. Es gibt keine tiefere Erkenntnis über Seele, Herz und Geist des Menschen als uns die Heiligen Schrift offenbart. Seelsorge findet in der Dreiecksbeziehung Gott – Mensch – Mensch statt. Gemeinsam zu hören und zu verstehen, was Gott sagen und schenken will, ist das Zentrum der Seelsorge. Alle wirkliche Hilfe und Veränderung geschieht durch das Werk von Jesus Christus und seinem Geist.
Welches waren besondere Momente als Dozent am Theologischen Seminar St. Chrischona?
Die Stunden, in denen die Studenten mich mit ihren Fragen löcherten! Dann wusste ich, dass wir am Puls des Lebens waren.
Seelsorge ist ein Schwerpunkt von Ihnen, Sie gelten als ausgewiesener Experte. Wie ist es dazu gekommen?
Seelsorge wurde zwar ein Schwerpunkt in meinem Dienst, aber ein ausgewiesener Experte bin ich nicht. Sobald jemand meint, ein Experte zu sein, hört er nicht mehr richtig auf die Menschen und auf Gott. Der Seelsorger muss Schüler bleiben. In meiner Arbeit als Prediger hat sich Seelsorge zu einem Schwerpunkt entwickelt. Chrischona bot mir dann die Möglichkeit, mich in diesem Bereich am CCEF (Christian Counseling & Educational Foundation) in den USA weiterzubilden. Anschliessend hatte ich die Möglichkeit, eine Beratungs- und Schulungsarbeit aufzubauen. In den letzten Jahren habe ich mich vor allem in der Seelsorge an Interkulturellen Mitarbeitern und Pastoren spezialisiert, was mich besonders erfüllte.
Und jetzt: Ist Ihr Ruhestand wirklich ein Ruhestand?
Ja. Mein Büro bleibt bis Mitte Oktober geschlossen. Meine Frau Jacqueline und ich haben ganz bewusst eine längere Auszeit geplant. Danach sind wir offen für Dienste im Reich Gottes. Wie diese genau aussehen werden, wissen wir nicht. Wir werden aber darauf achten, dass wir viel Zeit für unsere wachsende Familie und die neun Enkelkinder haben, sowie für ungeplante Begegnungen mit Menschen in unserer Umgebung. Wir möchten in einem Schrittmass leben, das unseren Kräften und unserer Gesundheit entspricht. Es ist unser Wunsch und Gebet, dass wir unseren Lauf mit Freude vollenden.
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Theologisches Seminar Chrischona TSC
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Datum: 10.10.2014
Autor: Michael Gross
Quelle: Chrischona Panorama