Re-Evangelisation der Kirche als Schlüssel
Pastor Rick Warren erklärte im Rahmen des vierten Lausanner-Kongresses, dass der Missionsauftrag nur durch eine grosse Zusammenarbeit erfüllt werden könne. Warren betonte, dass Christen zwar gut im Austausch und in der Vernetzung seien, es aber an echter Zusammenarbeit und Einheit mangele. «Einheit ist nicht um ihrer selbst willen wichtig», so Warren. «Ihr Zweck ist die Evangelisation.»
Einheit sei auch für Jesus äusserst wichtig gewesen, so Warren. «In seinem letzten Gebet bat Jesus zweimal: 'Vater, ich bete, dass sie eins seien, damit die Welt erkenne.'»
Die heutige Missionsarbeit leide jedoch darunter, dass Kirchen und Organisationen unabhängig voneinander agierten. Um den Missionsauftrag zu erfüllen, sei gemeinsames Handeln unabdingbar: «Niemand kann das alleine tun – weder ich, noch deine Denomination, noch deine Organisation.»
Die Dringlichkeit des Missionsauftrags
Ein weiteres Hindernis sieht Warren darin, dass Christen heute nicht daran glauben, dass Jesus noch zu ihren Lebzeiten wiederkommen wird. Für die ersten Christen sei diese Erwartung jedoch ein zentraler Antrieb gewesen.
«Wenn ihr wirklich glauben würdet, dass Jesus zu euren Lebzeiten wiederkommt, würdet ihr mit allen zusammenarbeiten», mahnt Warren und verweist auf Jesu Worte im Matthäus-Evangelium: «Seid bereit!»
Die Entschlossenheit der ersten Christen sei auch durch Verfolgung geprägt worden, so Warren. «Die Kirche wuchs am schnellsten in Zeiten der Verfolgung.» Als das Christentum im Römischen Reich legalisiert wurde, wurde politischer Einfluss wichtiger als geistliche Kraft. Warren warnt davor, dass Christen in den USA diese Lektion vergessen haben. «Sie haben geistliche Macht gegen politischen Einfluss eingetauscht.» Politischer Einfluss sei jedoch vergänglich – wahre Stärke liege im Glauben und im Vertrauen auf Gottes Wirken.
Re-Evangelisation der Kirche
Ein weiterer wichtiger Punkt zur Erfüllung des Missionsauftrages ist nach Warren die Neuevangelisierung der Kirche selbst. Ein erheblicher Teil der weltweit 2,6 Milliarden Christen sei nur nominell gläubig, das heisst, sie tragen den Glauben nur oberflächlich in sich. «Es ist leichter, einen nominellen Christen für die Botschaft zu begeistern als jemanden, der in einem polytheistischen Glauben verwurzelt ist», erklärt Warren.
«Wenn wir diese Menschen evangelisieren und aktivieren, können wir die ganze Welt erreichen.» Ein überzeugter Glaube unter den bestehenden Christen könnte die Missionsarbeit enorm beschleunigen und intensivieren.
Warren beschreibt dies als «keine Raketenwissenschaft», sondern als einen einfachen Weg, die Botschaft Jesu in der Welt zu verbreiten.
Dem Beispiel Jesu folgen: Beziehungen als Basis
Warren sieht das Vorbild Jesu als Modell für erfolgreiche Missionsarbeit: «Jesus begegnete den Menschen dort, wo sie waren, aber er liess sie nicht dort». Statt zuerst Glaubensfragen zu stellen, müssten Christen lernen, Freundschaften zu schliessen. «Meine Definition von Evangelisation ist, eine Brücke der Liebe zwischen deinem und ihrem Herzen zu bauen, damit Jesus hinübergehen kann.» Vertrauen sei die Grundlage des Glaubens, und Vertrauen baue man nicht durch Worte auf, sondern durch Taten und Charakter.
Diese Überzeugungen verkörpert Warren auch in seinem eigenen Leben. Integrität, Demut und Grosszügigkeit nennt er als Werte, die ihn durch die Jahre geführt haben. Er habe sich stets an diese Prinzipien gehalten und sei dadurch skandalfrei geblieben – eine Seltenheit im heutigen religiösen Umfeld.
Das Gebet als Schlüssel zur geistlichen Kraft
Abschliessend wies Warren auf die Bedeutung des Gebets als Quelle geistlicher Kraft hin: «Die Jünger baten Jesus nie, sie das Heilen zu lehren, sondern das Beten. Sie erkannten, dass darin seine Kraft lag.»
Diese Konzentration auf das Gebet und eine tiefe, aufrichtige Beziehung zu Gott seien entscheidend für jede Form von Missionsarbeit. Warren appellierte an alle Christen, «vom Glied am Leib Christi zur Reife und zur Mission zu wachsen.»
Rick Warrens Aufruf zur Erneuerung der Kirche und zur Wiederentdeckung geistlicher Kraft hatte ein klares Ziel: Die nächste Generation zu inspirieren, den Glauben weltweit zu verbreiten. In Warrens Augen ist «die Erfüllung des Missionsbefehls möglich», wenn Christen den Mut hätten, in Einheit zu handeln und bei sich selbst anzufangen.
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Datum: 04.11.2024
Autor:
Melissa Barnhart/Daniel Gerber
Quelle:
Christian Today/Übersetzung: Livenet