Huldrych Zwingli, der wichtigste Schweizer Beitrag zur Weltgeschichte?
Gegenüber «Ref.ch» berichtet Historiker Maissen, dass drei Konfliktlinien die Eidgenossenschaft um die Reformationszeit geprägt hätten: «Die Geographie der Kantone; Bern orientierte sich nach Westen, Zürich nach Osten, die Innerschweizer nach Süden. Dann der Stadt/Land-Gegensatz und schliesslich der konfessionelle Gegensatz. Letzterer verhinderte seit den 1520er-Jahren, dass die Eidgenossenschaft als Ganzes mit ausländischen Mächten Expansionsbündnisse einging. Die europäischen Allianzen folgten fast überall den konfessionellen Loyalitäten. Eine gemeinsame Aussenpolitik war unmöglich geworden.»
Dadurch sei die Eidgenossenschaft nach innen stabilisiert worden, für die Aussenpolitik sei dies allerdings lähmend gewesen. Hätten sich Reformierte und Katholiken nicht gegenseitig blockiert, wäre die Schweiz wohl in den Dreissigjährigen Krieg gezogen, glaubt Maissen.
Napoleon und Zwingli
Mache man es an Personen fest, hätten Zwingli und Napoleon die Schweiz in der Neuzeit am stärksten geprägt. Thomas Maissen: «Napoleon kommt aber zuerst, weil er die förderalistische Struktur mit gleichberechtigten Kantonen und Bürgern eingeführt hat.»
Zwingli aber sei «der wichtigste Beitrag der Schweiz zur Weltgeschichte gewesen. Er war ein humanistischer Denker, hatte eine religiöse Vision, eine Überzeugung, für die er zu sterben bereit war. Kein anderer Reformator ist auf dem Schlachtfeld gefallen. Die anderen Reformatoren wirkten in ihren Kirchenstuben. Die Schweizer Reformation wurde zuerst von Zürich aus und erst später von Calvins Genf aus zu einem weltweit erfolgreichen Exportprodukt.»
Zum Thema:
Reformationsjubiläum: Zwingli soll Kino-Held werden
Guldimann und Locher: Reformationsjubiläum: Zwei Schweizer im Vorbereitungsteam
500 Jahre Reformation: Gemeinsames Logo zum Reformationsjubiläum
Datum: 15.05.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / ref.ch