Selbstverleugnung ist der Verzicht auf die eigene Führung
Unter Selbstverleugnung versteht das Neue Testament nicht Selbstquälerei. Die Forderung Jesu an seine Jünger, sie sollten sich selbst verleugnen (Matth. 16,24; Mark. 8,34; Luk. 9,23), hat es nicht darauf abgesehen, dass die Jünger sich allerlei Leiden selbst auferlegen oder suchen.Gemeint ist damit vielmehr: Die Jünger sollen ihr eigenes Ich nicht mehr als massgebend anerkennen. Sie sollen darauf verzichten, den Antrieben ihrer eigenen Person zu folgen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sie sich seiner Führung unterstellen.
Matthäus 16,25 ist zu übersetzen: »Wer seine Persönlichkeit retten will, der wird sie verlieren; wer sie aber darangibt um meinetwillen, wird sie gewinnen.« Das heisst: Wer seine eigene Persönlichkeit durchsetzen und ihren Eingebungen folgen will, wird die Würde einer menschlichen Persönlichkeit - und mehr - verlieren. Wer aber seinen persönlichen Ansprüchen, Neigungen, Wünschen und Willenszielen absagt, um sich ganz der Leitung Christi zu unterstellen, der wird richtig eine Persönlichkeit werden.
Selbstverleugnung ist Bereitsein für die Verfügungen eines Höheren
Sich selbst verleugnen heisst: es aufgeben, ein Leben aus eigener Bestimmung zu führen, um restlos bereit zu sein für die Verfügungen eines Höheren. Die Grundvoraussetzung für das alles ist natürlich, dass die Verbindung mit diesem Höheren da ist und man ganz bestimmte Weisungen von ihm erhält.Die Schwierigkeiten, Leiden und Kämpfe, die das zur Folge hat, bringt der Dienst mit sich, man wählt sie sich nicht selbst und vergrössert nicht seinerseits die, die sich einstellen. Welchem Soldaten fällt es ein, sich Wunden zu schlagen über die hinaus, die die Schlacht ihm einträgt, oder sich dem Frost auszusetzen, wo der Dienst es gar nicht erfordert?
Freilich, die Leiden, die sich aus der Nachfolge Christi ergeben, nimmt der Jünger unweigerlich auf sich. Das gehört mit zur Selbstverleugnung.
Datum: 09.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch