In Jesus erdet Gott uns im Himmel
Adventszeit. Weihnachten. Christen auf der ganzen Welt denken jetzt daran, dass Gott Mensch geworden ist. Allerdings haben viele dabei den Gedanken an eine Stippvisite im Kopf. Natürlich ist Jesus als Mensch in Bethlehem zur Welt gekommen. Als echter Mensch. Jedenfalls fast. Denn dass er sich mit seinen Geschwistern gestritten hätte, auf die Toilette musste oder dass ihm so langsam die Haare ausgingen – all solche Gedanken passen nicht so recht zum Gott in Menschengestalt. Dabei hat Jesus nicht nur den Himmel auf die Erde gebracht, sondern auch die Erde in den Himmel.
Jesus – ganz Gott
Bereits in der kirchlichen Frühgeschichte war es den Christen sehr wichtig zu unterstreichen, dass Jesus mehr war ein guter Mensch. Er führte nicht nur ein anständiges Leben, er ist «wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen», wie es das Bekenntnis von Nicäa festhält. Und seinen Biografen (Matthäus und Co) war es extrem wichtig herauszustellen, dass er von gleichem Wesen war wie Gott. So verwundert es nicht, dass manche Juden die Steine zum Werfen schon in der Hand hatten, als Jesus sagte: «Ich und der Vater sind eins» (Johannes-Evangelium, Kapitel 10, Vers 30).
Doch genau dieser Jesus brachte durch sein Menschwerden den Himmel auf die Erde. Mit ihm begann das vielzitierte «Reich Gottes». Das ist kein Ort irgendwo hinter Wolke sieben, sondern eine Qualität. Die Bibel beschreibt diesen Zustand unter anderem mit dem Beinamen von Jesus «Immanuel»: «Gott ist mit uns» (Matthäus-Evangelium, Kapitel 1, Vers 23).
Jesus – ganz Mensch
Die Problematik, Jesus wirklich ganz als Mensch zu sehen, ist oben bereits angedeutet. Und immer wieder in der Kirchengeschichte werden sich Christen bewusst, dass man beim Betrachten von Jesus entweder auf der einen Seite (er ist nur Mensch) oder auf der anderen (er ist nur Gott) vom Pferd fallen kann. Etliche denken dann: «Okay, dann entscheide ich mich lieber dafür, dass er nur Gott ist. Damit mache ich weniger kaputt – und kratze jedenfalls nicht an seiner Heiligkeit.»
Nichts könnte falscher sein. In dem Masse, wie wir uns an Jesus als vollkommenem Menschen orientieren, gewinnen wir selbst an Menschlichkeit. Dazu kommt, dass die Bibel selbst die Erlösung an das Menschsein von Jesus bindet: «Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat» (1. Timotheus-Brief, Kapitel 2, Verse 5-6).
Jesus – ganz Jesus
Es bleibt schwierig, das Mensch- und das Gottsein von Jesus zusammen zu sehen. Doch wer eine der beiden Seiten überbetont, verliert ihn. In Jesus erdet Gott uns im Himmel. Mit ihm haben wir den Kopf frei für eine gesunde irdische Perspektive und stehen gleichzeitig mit beiden Beinen fest im Himmel. Das hört sich verdreht an? Mag sein. Aber genau auf diese Art und Weise verdreht (= verbindet) Gott in Jesus Himmel und Erde.
Das wird am Schluss der Bibel noch einmal besonders deutlich. Da bricht die Ewigkeit an, indem eine Stadt (das Symbol für menschliche Kultur schlechthin) aus dem Himmel herab auf die Erde kommt. Und all das geschieht durch Jesus – durch seine Person. Er ist in beiden Welten völlig daheim. Und daran hat sich bis jetzt nichts geändert: Jesus hat weder das Projekt Himmel wegen anhaltender Probleme auf der Erde gestrichen, noch das Kapitel Menschsein abgehakt. Er ist Gott. Er ist Mensch. Und er begegnet uns als beides.
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Datum: 21.12.2019
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet