Ostern greifbar machen
Ostern ist das wichtigste Fest im christlichen Jahreslauf, das Fundament unseres Glaubens, die Grundlage, nach der wir unser Hoffen und unser Leben ausrichten.
Verständlich also, dass wir unseren Kindern von klein auf dieses besondere Fest und seine kostbare Botschaft vermitteln und nahebringen wollen. Anders als die Weihnachtsgeschichte ist die Osterbotschaft aber sehr viel komplexer, das Geschehen nicht einfach in drei Sätzen erzählt und schon gar nicht verstanden.
Ostern braucht Raum und Zeit. Es kann nicht losgelöst von der Leidensgeschichte Jesu erzählt werden, es gibt keine Abkürzung zum Happy End, nicht, wenn man seine Botschaft und diejenigen, denen man sie vermitteln möchte, ernst nimmt. Eine gute Kinderbibel mit gut gezeichneten Bildern und verständlichen, kurzen Sätzen ist ein wertvoller Begleiter durch diese besondere Zeit.
Ostergarten und Abend-Mahl
Etliche Rituale und Zeichenhandlungen können das Gelesene haptisch greifbar und im Herzen fühlbar machen, vor allem, wenn man sie den jeweiligen Tagen zuordnet. In manchen Familien ist es üblich, bereits in der Fastenzeit einen kleinen Ostergarten anzulegen. Ein quergelegter, leerer Tontopf wird in einer flachen Schale platziert. Man füllt die Schale mit Erde und sät darin entweder Ostergras oder bedeckt sie mit Moos. Je nach Fantasie und Ressourcen kann auch ein Weg freigelassen oder mit flachen Steinen gelegt werden.
An Palmsonntag schmücken wir die Kreuze, die in unserem Haus an der Wand hängen, mit frischen Palmzweigen. Sie erinnern an Jesu Einzug in Jerusalem. Im Ostergarten machen sich ein Eselchen, Jesus und seine Jünger auf den Weg. Wir nutzen dafür Playmobilfiguren, aber es funktioniert natürlich auch mit anderen.
An Gründonnerstag erreichen wir die nächste grosse Etappe. Schon junge Kinder verstehen das Geschehen und die besondere Atmosphäre des Abends bei einem gemeinsamen Mahl. Ich benutze absichtlich dieses altertümliche Wort, denn es ist kein schnödes Abendessen. Auf dem festlich gedeckten Tisch finden sich Traubensaft und Wein in Krügen, auch die Kleinen bekommen Weingläser. Brot zum Teilen und Kerzen, die brennen. Gemeinsam wird die Geschichte vom letzten Abendmahl gelesen und gemeinsam teilen wir Brot und Wein. Im Ostergarten wird es ungemütlich, Soldaten tauchen auf und eine Verhaftung findet statt.
Schwere und Traurigkeit aushalten
Meine persönliche Erfahrung ist, dass man auch jungen Kindern den Karfreitag nicht zu ersparen braucht. Basteln Sie kleine Kreuze aus Stöckchen und stellen Sie diese im Gärtchen auf. Legen Sie Jesus ins Grab und einen dicken Stein davor. Besuchen Sie einen Kinderkreuzweg und lassen Sie zu, dass es sich traurig und schwer anfühlt. Auch der Karsamstag ist ein stiller Tag.
In unserer Familie gibt es eine Tradition, die ich sehr liebe und an der wir jedes Jahr festhalten. Wir basteln gemeinsam Osterkerzen. Jedes Kind verziert mit Wachs seine eigene kleine Kerze und ich eine grosse Familien-Osterkerze. Sie sind die Vorboten, dass die Stille und die Traurigkeit nicht das letzte Wort haben werden. In die Ruhe des Tages schleicht sich Vorfreude. Wir färben Ostereier und backen einen Osterzopf, die Vorfreude wächst. Und schliesslich darf es endlich Ostern werden.
Nichts verdeutlicht die Osterfreude mehr als Licht. Sobald es richtig dunkel ist, kann man in der Osternacht ein grosses Feuer anzünden und die frohe Botschaft verkünden. Ich zünde an diesem Feuer die grosse Osterkerze an und wir geben das Licht weiter, Kerze für Kerze. Im Ostergarten ist der Stein weggerollt, das Grab ist leer! Sind die Kinder etwas älter, kann man mit ihnen auch früh aufstehen und den Sonnenaufgang bestaunen. Die Dunkelheit ist überwunden, der Tod ist bezwungen. Halleluja!
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