Ist unsere Freiheit wirklich ein Segen?
Wie gut wir Christen es doch haben in der Schweiz: Wahrlich, wir sind reich gesegnet.
Wie lange noch? «Guck mal, wie sie den 'Marsch fürs Läbe' bekämpfen», schrieb mir letzthin ein Kolumnenleser. Und fuhr fort: «Oder wie Corona-Kritiker an den Pranger gestellt werden. Es wird immer schlimmer in der Schweiz, man darf bald nichts mehr sagen! Früher oder später werden auch wir Christen verfolgt.»
Als Vater von zwei kleinen Söhnen lassen mich solche Gedanken erschaudern. Sofort ziehen dunkle Wolken der Angst auf. Verfolgung? Hier bei uns? Ein erschütternder Gedanke.
Abhängigkeit von Gott ist pure Freiheit
Blick zurück auf mein noch recht junges Leben: Diejenigen Dinge, die mich am meisten weiterbrachten, waren Herausforderungen und Verletzungen. Wann immer ich zerbrochen auf meine Knie sank, zog mich Jesus hoch. Wann immer ich am Ende war, wurde mir klar, dass die einzige Freiheit auf dieser Erde die totale Abhängigkeit von Gott ist. Schade, dass es um das zu merken so oft Zerbruch braucht(e).
Aber wer wäre ich heute ohne Zerbruch? Ein arroganter Idiot, weit weg von Gott. Was also wünsche ich meinen Söhnen wirklich? Ein Leben ohne Schrecken? Einbalsamiert in einer Komfortzone?
Nun, die Fragerei geht weiter: Falls ich meinen Söhnen also auch Stürme und ein Leben in Abhängigkeit von Gott wünsche – was wünsche ich dann der Gemeinde Christi in diesem Land? Etwa weiterhin totale Freiheit, die dazu führt, dass sich so viele Gemeinden spalten, weil man Kraft hat, sich auf Nebenschauplätzen die Köpfe einzuschlagen? In meinem Leben habe ich schon vier Gemeindespaltungen erlebt. Das darf doch nicht wahr sein!
Die Schweiz ist nicht unser Zuhause
Unsere Komfortzone kann Gift sein, wenn sie uns vergessen lässt, wozu wir überhaupt hier sind: Um die Liebe Gottes zu erfahren, zu umarmen, aufzusaugen und zu allen Menschen zu bringen.
Wir sind hier nicht zuhause! Bitte richten Sie es sich nicht zu bequem ein. Denn wenn Sie hier für immer bleiben möchten, rückt der Himmel weit in den Hintergrund. Und das öffnet dem Teufel Tür und Tor, alles zu verhindern, was Gott mit Ihnen vor hat.
Denn in der Bibel sehe ich kaum Menschen, die Gott ein Leben lang in eine Komfortzone bettete. Sie schon? Jona machte Ferien in einem Wal. David lebte lange auf der Flucht. Fast jeder Prophet wurde aufs Übelste gefordert. Und erst recht die Apostel: Einzig Johannes durfte friedlich sterben – wurde aber in seinem Leben in kochendem Öl gebadet und musste vergifteten Wein trinken.
Jesus ist stärker als jede Angst
Und Jesus selbst? Bereitete sich dreissig Jahre lang auf sein Wirken vor: Aber dann ging die Post ab. Jesus war jede Sekunde klar, dass er hier nicht zuhause ist. Wir auch nicht. Wissen wir das?
Wir wären uns dessen wohl bewusster, wenn sich der Bundesrat die Scharia wünscht. Oder wenn Linksextreme fordern, dass man die Weihnachtsfeier verbietet. Wenn Steine durchs Fenster der FEG Wetzikon krachen. Wenn Nachbarskinder nicht mehr mit unseren Söhnen spielen wollen, weil wir Christen sind.
Natürlich sind das Horror-Gedanken – aber Jesus ist stärker als jede Angst. Ich glaube, es ist für Gott einfacher, uns Angst zu nehmen, als uns aus einer Komfortzone zu locken. Entsprechend ist diese totale Freiheit, die wir hier erleben, möglicherweise gefährlicher als Verfolgung es sein könnte.
Fragen Sie sich bitte, welche Bereiche Ihres Lebens Sie in eine Komfortzone verwandelt haben. Und überlegen Sie sich, wo der schnellste Weg raus ist.
Zum Autor:
Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei
Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele
Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der
Marketing Agentur «ratsam». Er schreibt jeden Freitag auf Nau.ch seine
Halleluja-Kolumne.
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Datum: 30.09.2020
Autor: Sam Urech
Quelle: Livenet