Jesus und das Nadelöhr
«Wenn ich einmal reich wär…»: Der mit drei Töchtern gesegnete Milchmann Tevje träumt von Reichtum, während er seinen Karren über die staubigen Wege von Anatevka zieht. Wir können dem Mann im Musical nachfühlen: Das Leben wäre einfacher und angenehmer und besser zu gestalten, wenn man über das sieben- oder zwanzigfache Einkommen verfügte – und wenn man ein Vermögen hätte, das ohne Sorge in die Zukunft blicken lässt.
Vorbildlich wohlhabend
Jesus ist im Gespräch mit einem wohlhabenden Mann, der sich nicht zurücklehnen will. Er hat höhere Ziele. So stellt er Jesus die Frage, was er tun müsse, um das ewige Leben zu erben. Dabei behauptet er nicht, dass er sich mit Geld in den Himmel einkaufen kann. Vielmehr hat er mehr als anständig gelebt und alle Gebote Gottes, die er kennt, eingehalten.
Jesus antwortet ihm mit einem Brocken, der nicht einfach zu schlucken ist: «Eines fehlt dir noch: Verkaufe alles, was du hast, und verteile es unter die Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir!» (Die Bibel, Lukas 18,22). Meint es Jesus so, wie er es sagt? Das ist doch zu hart, zu viel verlangt!
Spirituell reich werden
Umringt von seinen Anhängern, blickt der Wanderprediger den Mann mitfühlend an. Er ist nicht der erste, der von materiellem Reichtum eine Brücke zum spirituellen Heil schlagen und das Eine mit dem Andern verbinden will. Kann und will ihm Jesus diese Brücke bauen? Nein, er zielt in eine andere Richtung. «Wie schwer kommen die Begüterten ins Reich Gottes!» fügt er an und verdeutlicht dies in einem drastischen Bild: «Ja, eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher ins Reich Gottes.»
Die Umstehenden reagieren schockiert: «Wer kann dann gerettet werden?» Jesus weicht nicht zurück: Auch und gerade für Menschen, die im Leben alles haben, ist es unmöglich, aus eigener Kraft bei Gott anzukommen. Doch das ist nicht das letzte Wort: «Was unmöglich ist bei Menschen, ist möglich bei Gott.»
Was lassen wir es uns kosten?
Reichtum als Hindernis für den Eintritt ins Reich Gottes? Der Reichste vor dem kleinsten Nadelöhr? Vielleicht. Jedenfalls versagt sich Jesus alle Schönfärberei. Bestimmt ist irdisches Guthaben nicht einfach auf ein himmlisches Konto zu übertragen. Doch das Andere ist wichtiger: Gott schenkt ewiges Leben dem, der sich mit Jesus auf den Weg macht und darin den grössten Schatz sieht.
Bleibt die doppelte Frage: Wollen Sie von Gott beschenkt werden? Was lassen Sie es sich kosten?
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Datum: 24.06.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch