Josef, Maria und Jesus hinter Gittern
Mit dieser Szene will die «Claremont United Methodist Church» gegen die Behandlung demonstrieren, die Flüchtlinge und illegale Immigranten an der Grenze zu den USA erhalten.
Politik und Weihnachten vermischen?
Doch warum die Weihnachtsgeschichte mit sozialen Protesten vermischen? Zum einen liegt die Gemeinde gerade mal 220 Kilometer von der mexikanischen Grenze entfernt, wo tagtäglich Kinder von ihren Eltern getrennt und Menschen in Maschendraht-Räumen eingepfercht werden. Und natürlich kann man diese Realität gerade zu Weihnachten, dem Fest der Liebe, des Friedens und der Nächstenliebe, nicht leugnen.
Aber die etwas groteske Krippenszene hat auch ganz konkret mit Weihnachten zu tun: «Wir dachten über die berühmteste Flüchtlingsfamilie der Welt nach, die Familie von Jesus», erklärte dazu Hauptpastorin Karen Clark Ristine gegenüber dem Fernsehsender KABC. Die Idee sei entstanden, weil man sich gefragt habe, was geschehen wäre, wenn die Familie heute in den USA Unterschlupf gesucht hätte.
In der Krippenszene «nimmt die Heilige Familie den Platz von Tausenden namenlosen Familien ein, die an unserer Grenze getrennt werden», erklärte Ristine in einem Facebook-Post. «Stellen Sie sich vor, wenn Josef und Maria an der Grenze getrennt worden wären und Jesus, nicht älter als zwei Jahre, seiner Mutter weggenommen und hinter die Zäune eines Lagers der Grenzkontrolle gesteckt worden wäre, so wie es mit über 5'500 Kindern in den vergangenen drei Jahren geschehen ist.» Die Pastorin hofft, dass dies zum Nachdenken und zu Diskussionen führt, «das wäre ein gutes Ziel».
Unterschiedlichste Reaktionen
Und das hat die Gemeinde sicherlich geschafft. Dabei sind die Meinungen sehr geteilt. Während einige die Krippenszene als respektlos empfinden und kritisieren, dass politische und religiöse Ansichten hierbei gemischt werden, applaudieren andere dem Mut der Gemeinde, dieses Thema so offen anzusprechen.
Auf ihrer Homepage geht die Gemeinde – auf Englisch und Spanisch – auf die vielen Kommentare ein, die sie seit Aufstellung der Szene erreicht haben und bedankt sich für alle, egal ob befürwortend oder kritisch. «Wir glauben und verkünden, dass alle Menschen in Gottes Ebenbild erschaffen wurden. Die Botschaft unserer Krippenszene ermutigt uns, Gottes Ebenbild und die Liebe Christi in jedem Menschen zu sehen. (…) Wir sind dankbar für alle Gespräche, die durch die Krippenszene inspiriert wurden und hoffen, dass sie in uns allen das Bewusstsein von Gottes Fürsorge für die Geringsten unter uns stärkt.»
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Datum: 19.12.2019
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / CNN