Christen mehr Respekt entgegenbringen
Gudrun Kugler, Leiterin der Wiener Beobachterstelle zu Intoleranz und Diskriminierung in Europa, fordert anlässlich der Veröffentlichung des Berichts, dass die Öffentlichkeit das Unrecht zur Kenntnis nimmt. Die Beobachter dokumentieren Diskriminierungen von Christen in der Arbeitswelt. Stünden sie zu ihren Überzeugungen, werde ihnen zunehmend der Zugang zu Beamtenstellen und medizinischen Berufen (Ärzte, Krankenschwestern, Hebammen und Apotheker) erschwert oder verwehrt. Zudem gerieten Lehrer und Eltern unter Druck, wenn sie sich staatlich definierter Sexualethik widersetzten.
Kruzifix-Urteil als positives Signal
Der Bericht zu 2011 wurde am 19. März veröffentlicht, er schliesst an den ersten Bericht der Beobachterstelle zu den Jahren 2005-2010 an. Kugler betont, Europa könne seinem Grundwert der Freiheit nur gerecht werden, wenn es religiösen Menschen und besonders Christen wieder mehr Respekt entgegenbringe. Positiv vermerkt Kugler das Kruzifix-Urteil des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs, das Staaten erlaubt, die religiöse Tradition der Mehrheit im öffentlichen Raum stärker zu gewichten.
An den Rand gedrängt
Laut dem 63-seitigen Bericht werden Christen in Europa in vielen Fällen gleiche Rechte vorenthalten. Sie werden diskriminiert und an den Rand gedrängt (sozial marginalization). Von Christenverfolgung will die Beobachtungsstelle nicht reden, um sie nicht in eine Reihe mit den Verbrechen gegen Christen auf anderen Kontinenten zu stellen. Statistiken ergeben indes ein alarmierendes Bild. In Frankreich hat der Vandalismus gegen christliche Gebäude und Gelände stark zugenommen. In Schottland richtet sich religiös motivierte Gewalt zu 95 Prozent gegen Christen.
Religion und sozialer Zusammenhalt
Die Beobachterstelle ist ein unabhängiges Organ des Rats der europäischen katholischen Bischofskonferenzen. Deren Beauftragter, Bischof András Veres, kommentiert den Bericht mit dem Hinweis darauf, dass «gewisse Werte und Grundrechte unseres gemeinsamen Europas, wie die Religionsfreiheit und die rechtliche Anerkennung unserer Kirchen, in einigen Ländern dieses Kontinents noch nicht umgesetzt wurden». Die gemeldeten Beispiele von Diskriminierung seien ein alarmierendes Anzeichen für eine «relativ unbekannte, jedoch wachsende Tendenz, die uns an die ausschlaggebende Rolle der Religion als sozialer Zusammenhalt erinnert».
Christen sollten, so Veres, aus der Anonymität heraustreten: «Der Glaube an Gott darf nicht als Schuld oder als Schwäche gelten.» Den eigenen religiösen Glauben auszuleben und zu bezeugen und «gleichzeitig die Freiheit und die Empfindsamkeit anderer zu wahren», werde sich wohltuend auf alle Gläubigen, Christen wie Nichtchristen, auswirken.
Zum Thema:
Bericht 2011 über Diskriminierung von Christen in Europa (englisch)
Zusammenfassung des Berichts (deutsch)
Datum: 20.03.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet