„Machet den Zaun nicht zu weit...“
Das Bankgeheimnis bröckelt aufgrund des Gebarens der UBS in den USA. Beobachter sprechen von einem Dammbruch. Man mag die Entwicklung so oder so bewerten aber klar ist: Die UBS (‚too big to fail‘) wird zum schweren Klotz am Bein der Eidgenossenschaft.
You & Us
Die UBS-Manager in den USA genossen in Marcel Ospels Ära Freiheiten, die keiner Bank zum Guten gereichen; die unterdotierte staatliche Aufsicht liess sie gewähren. Mit ihren Spekulationen fuhren die Boni-Könige Milliardenverluste ein, welche das global tätige Institut im Herbst 2008 zum Bittgang nach Bern zwangen. Und mehr als das: UBS-Anlageberater gingen im aggressiven Werben um US-Kunden zu weit.
Die Häme über den Sturz der Bank, die im grössten Markt zu den Leadern gehören wollte, ist verständlich. Im Windschatten der Amerikaner werden Brüssel und Berlin folgen.
Habsucht verführt
Vor über 500 Jahren, nach den Siegen über die Burgunder 1476/77, schwelgten die Eidgenossen im Hochgefühl ihrer Macht. Dies brachte die Alte Eidgenossenschaft in existentielle Gefahr. Bruder Klaus liess den Vertretern der Orte in Stans die Mahnung zukommen, sich nicht mit fremden Angelegenheiten zu beladen.
„Machet den Zaun nicht zu weit!“ fasste ein Chronist seinen Rat zusammen. Ein anderer: „Wenn ihr in euren Grenzen bleibt, so kann euch niemand überwinden, sondern ihr werdet euern Feinden zu jeder Zeit überlegen und Sieger sein. Wenn ihr aber, von Habsucht und Herrschsucht verführt, euer Regiment nach aussen zu verbreiten anfanget, wird eure Kraft nicht lange währen.“
Jenseits der Grenzen
Aus einer fernen Zeit klingen diese Worte in den Februar 2009 hinein. Als Bruder Klaus riet, war Kolumbus noch nicht aufgebrochen. Wir leben im 21. Jahrhundert, da Milliardenbeträge in Sekunden um den Globus gejagt werden. Gefochten wird nicht mehr mit Schwertern und Spiessen, sondern mit Paragrafen. Doch die Versuchung, jenseits der eigenen engen Grenzen gross aufzutrumpfen, die Verführung von Habsucht lässt heute noch toxische Früchte aufwachsen.
Im Zeichen des weissen Kreuzes auf rotem Grund handeln die Verantwortlichen heute im Verbund. Wenn die UBS-Krise den Schweizern vor Augen führt, dass sie bescheiden und ehrlich weiter kommen als mit ospelscher Grossmannssucht, hat sie auch etwas Gutes gebracht. Hoffen wir‘s.
Datum: 21.02.2009
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch