Das grosse Geld verdrängt die Ethik
Livenet.ch: Durch die Bankenkrise hat auch die Wirtschaft in den letzten Tagen einen ganz schönen Einbruch erlebt. War das absehbar?
Frank Suchy: Ja, absolut. In den vergangenen Jahren kamen immer wieder Stimmen hoch, dass das Finanzsystem wackelt und es so nicht funktionieren kann. Aber diejenigen, die warnen, sind meistens nicht die, die Kasse machen. Und dann waren viele Aktionen schon gelaufen, die Finanzblase war da. Jeder wusste, dass sie irgendwann platzen würde, aber wer aktiv involviert war, hat einfach gehofft, sein Geld zu halten.
Jetzt, nach den Rettungspaketen der Regierungen geht es wieder bergauf. Ist das nicht wieder nur eine grosse Blase?
Es besteht die Hoffnung, dass es keine Blase ist. Die Regierung hat ihre Verantwortung hier wahrgenommen. Es wurden zwar auch Versprechen gemacht, die so nicht eingehalten werden können, und wirtschaftlich gesehen ist die Aktion problematisch, aber politisch war das korrekt und die einzige Möglichkeit, die Situation zu retten. Wirtschaftlich ist es deswegen nicht richtig, weil jedes normale Unternehmen Risiken trägt. Wer keine Risiken hat, wird nicht verantwortungsvoll mit seinem Unternehmen umgehen. Wenn eine Bank weiss, dass sie kein Risiko trägt, weil der Staat ja eingreift und Verluste trägt, ist sie verführbar, weiter egoistisch zu handeln.
Liegt der Einbruch auch an mangelnden ethischen Werten?
Wenn es um das grosse Geld geht, ist die Ethik oft weit weg. Es wurden Kreditpakte geschnürt und verkauft, und keiner wusste was drin war. Das ist das Mass von Egoismus. Wirtschaft bedeutet aus meiner Sicht, anderen Menschen zu dienen und Probleme zu lösen. Dienen steht natürlich konträr zu dem Ansatz, nur zu verdienen. Aber wenn wir von christlichen Werten ausgehen, ist das eine ganz andere Spielart.
Gibt es jetzt nach dem Einbruch einen Trend hin zu Wirtschaftsethik?
Nein, ich glaube nicht. Der Mensch wird sich nicht ändern. Wenn bestimmte Leute Geld verdienen können, werden sie sich genauso wieder verhalten. Viele, die jetzt noch mit einem blauen Auge davon gekommen sind, werden vielleicht vorsichtiger sein, aber nach und nach wird sich das alte Schema wieder einspielen. Wenn sich Menschen nicht nach dem Höheren, nach Jesus ausstrecken und sich nicht vom Geist Gottes berühren lassen, dann werden sie sich nicht ändern. Was wir brauchen ist der Heilige Geist, der uns führt, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Link zum Thema: Mehr über den Heiligen Geist erfahren
Datum: 18.10.2008
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet.ch