Macht das Fernsehen SRF Religionspolitik?
Ab dem 15. Februar gehört mit Amira Hafner-Al Jabaji nicht nur eine Journalistin und Islamwissenschafterin zum Moderatorenteam der «Sternstunden» bei SRF 1, sondern auch eine bekennende Muslima.
Kein Reflex auf «Charlie Hebdo»-Anschläge
Die Entscheidung, die wohl nicht am Tisch des Fernsehdirektors Roger de Weck vorbeigegangen ist, wird Staub aufwirbeln. Die Redaktionsleiterin verteidigt denn auch schon präventiv ihre Wahl. Es handle sich nicht um einen Reflex auf die Anschläge von Paris, betont Judith Hardegger. Der Dialog der Kulturen bedürfe «im besonderen Masse der Differenzierung und Reflexion», so die Redaktionsleiterin in schönsten Kulturdeutsch aus dem Sternstunden-Studio.
Amira Hafner-Al Jabaji hat sich in verschiedenen Sendungen nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo und ein jüdisches Lebensmittelgeschäft in Paris als Vertreterin eines moderaten und integrationsfähigen Islams profiliert. Sie entspricht dem Profil einer Fachfrau, die in der Lage ist, Brücken zwischen Islam und Christentum zu bauen. Dennoch bleibt sie angesichts der aufgeladenen Stimmung gegenüber dem Islam vorsichtig und hat zum Beispiel ein Interview zu ihrer neuen Aufgabe gegenüber kath.ch verweigert. Auf ihre erste Sendung, die sie am 15. Februar zum Thema «Religion – Hilfe oder Hemmschuh zur Integration» moderieren wird, darf man so oder so gespannt sein. Sie wird aber aller Voraussicht nach vor allem die relativ kleine Gemeinde der Sternstunden-Zuschauer erreichen.
«Islamophobie ist eines Christen unwürdig»
Wie auch immer. Die Schweiz braucht - und das müssten eigentlich auch eingefleischte Islamskeptiker erkennen, Muslime, die nicht den Radikalismus fördern, sondern das Verständnis. Jeder Muslim ist zuerst einmal ein Mensch mit ganz unterschiedlichen Werten und Prägungen. Vom Kulturmuslim bis zum eifrigen Verfechter der Scharia ist das Spektrum gross. Gut gemachte Sendungen über die Auswirkungen der Religionen können – und müssen – einen vertieften Einblick in die islamische Kultur geben und zum besseren Verständnis und zu einem differenzierten Urteil beitragen. Davon können alle profitieren. Wenn sie denn wollen.
Christen, die den Missionsauftrag ernst nehmen, werden erst einmal den Menschen, ob Muslim oder Papierchrist, etwas von der Liebe Gottes spüren lassen. Und sich vor allem nicht von der heute sehr verbreiteten Islamophobie anstecken lassen. Denn sie ist eines Christen unwürdig. Das heisst noch lange nicht, dass er die Auswüchse dieser für uns fremden Religion gutheissen muss. So wenig wie die Auswüchse, welche auch die christliche Kultur hervorgebracht hat.
Datum: 02.02.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / kath.ch