Kirche – politisch oder parteipolitisch?
Mörgeli kritisierte das «Gerede vom Umverteilungsstaat, der den Reichen nehmen und den Armen geben muss» und die Appelle zur «Fernsten- statt der Nächstenliebe». Die Bibel fordert laut dem SVP-Parlamentarier dazu auf, dort zu handeln, «wo ihr die Leute kennt und den Überblick habt». Kaum je setzten sich die Reformierten «für Marktwirtschaft, individuelle Freiheiten, Privateigentum» ein. Die Kirche habe sich «in letzter Zeit stets im Gleichklang mit der SP linksideologisch positioniert». Dabei gehen, so Mörgeli, «Abstimmungsparolen und Evangelium nicht zusammen». Laut SVP-Parteiprogramm sollen Prediger auf der Kanzel nicht politisieren.
Christliche Werte nicht nur für den Einzelnen
Gottfried Locher, seit Januar Ratspräsident des Kirchenbundes SEK, unterschied im Gespräch parteipolitisch und politisch. Er forderte für die Kirche grundsätzlich das Recht, politisch mitzureden. Sie könne nur (wie von der SVP gewünscht) die Kultur des Abendlands weitergeben und Werte vermitteln, «wenn man ihr einen politischen Auftrag zugesteht». Jesus habe politisch gesprochen. Der Kirchenbund habe seine politischen Stellungnahmen vom Evangelium her zu begründen. So könne er zum Erhalt der Demokratie beitragen. «Christliche Werte sind nicht nur individuelle Werte, sondern auch gesellschaftliche. Seelsorge ist gut, aber nicht genug.»
Erlösung – und Engagement jetzt
Laut Mörgeli «soll die Kirche allen Menschen zurufen: Ihr seid erlöst durch die Gnade Gottes. Nichts weniger und nichts mehr». Dem hielt Locher entgegen, «ohne Aussagen zum Hier und Heute» sei das Evangelium ohne Kraft. «Das Heil liegt nicht nur in der Zukunft, es beginnt jetzt. Und damit es beginnt, haben sich Christinnen und Christen gesellschaftlich einzumischen.» Wenn durch die Migration von Muslimen Wertsysteme aufeinanderprallten, sei es umso wichtiger, die Kirchen in der Gesellschaft zu stärken.
Zum Thema:
Das ganze Gespräch in der Zeitschrift reformiert
Datum: 06.05.2011
Quelle: Livenet / reformiert