Forschung

Migration und Fremdenangst

Immer mehr Menschen scheinen auf der Suche nach einem neuen Zuhause zu sein, ob aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen. Und ein hoher Prozentsatz von ihnen will offensichtlich nach Westeuropa einwandern. Dies ist die persönliche Wahrnehmung vieler und der Inhalt mancher Nachrichten zum Thema. «Und das ist falsch», behauptet eine Studie von Bevölkerungsforschern in der renommierten Fachzeitschrift «Science».
Migration – die Welt in Bewegung. Gezeigt werden die Wanderungen zwischen Regionen (2005-2010).

Richtig ist, dass z.B. in Deutschland im vergangenen Jahr mehr Menschen Asyl beantragt haben als in den Jahren zuvor. Einige Institute sprachen bereits von einem «Zeitalter der Migration».

Steigende Migration als Mythos entlarvt

Die Bevölkerungswissenschaftler Guy Abel und Nikola Sander des Wiener Wittgenstein-Centers entlarvten diese Einschätzung in ihrer aktuellen Studie in der Fachzeitschrift «Science» nun als Mythos. Sie halten fest, dass die globalen Migrationsströme über einen längeren Zeitraum gesehen erstaunlich konstant sind. Von 1995 bis 2010 hatten innerhalb von jeweils fünf Jahren rund 0,6 Prozent der Bevölkerung einen von 196 Staaten verlassen und woanders eine neue Heimat gefunden.

Die Ärmsten wandern nicht am meisten

Neben der Erkenntnis, dass sich die Zahl der Migranten auf längere Sicht kaum verändert hat, erstaunt vor allem, dass die meisten Flüchtlinge eben nicht aus den ärmsten Ländern kommen, sondern vielmehr aus den Schwellenländern. Gleichzeitig werden diese, sobald sie einen gewissen Entwicklungsgrad erreicht haben, ihrerseits zu Zielländern.

Weitere interessante Ergebnisse der Studie sind:

  • Die grösste regionale Bewegung findet von Südostasien in den Mittleren Osten statt und besteht hauptsächlich aus Arbeitssuchenden der Ölfirmen.
  • Die grösste Migrationsbewegung zwischen einzelnen Staaten geschieht als ständiger Zustrom zwischen Mexiko und den USA.
  • Es gibt eine grosse Zirkulation von Flüchtlingen innerhalb von Afrika (unterhalb der Sahara gelegene Staaten). Diese übertrifft die Zahl der Flüchtigen in Richtung Europa bei weitem.

«Habt die Fremden lieb»

Die Medien – auch die christlichen – berichten eher kritisch über Themen wie Zuwanderung, Asyl, Überfremdung. Dabei ist es im Einzelfall klar, dass eine Gruppe von 20 Asylanten für ein Dorf eine spürbare Belastung darstellt. Die Wahrnehmung, was dabei «tragbar» oder «unerträglich» ist, wird allerdings sehr stark von unseren Vorannahmen geprägt. Und die pendeln nicht selten zwischen dem hohen Wert der eigenen Sicherheit bzw. Komfort und der deutlichen Angst vor allem, was fremd ist. Solche Ängste sorgen dann schnell dafür, dass wir manche Fakten aus dem Blick verlieren. In diesem Sinne ist die Studie aus Wien mehr als hilfreich. Sie nimmt uns als Mitteleuropäer aus dem gefühlten Mittelpunkt der Welt und zeigt, dass gar nicht jeder zu uns möchte. Gleichzeitig hilft sie uns, Gottes Perspektive nicht aus den Augen zu verlieren: «Habt die Fremden lieb.» (5. Mose 10,19)

Datum: 01.04.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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