Echte Gemeinschaft ist gefragt
Der rasante Wandel der Gesellschaft, besonders der digitalen Welt, prägt die Jugend von heute. Oft verstehen 30-Jährige die 20-Jährigen nicht mehr. Wie Jugendliche religiös «ticken», beschreibt der evangelische Pfarrer Alexander Garth, Gründer und ehemaliger Leiter der Berliner Stadtmissionsgemeinde «Junge Kirche», im evangelischen Nachrichtenmagazin ideaSpektrum. Laut Garth, jetzt für die evangelikal-charismatische Bewegung «Vineyard» in der Bundeshauptstadt arbeitet, sind junge Leute «gestresst und besetzt»: «Facebook, Partys, Events, Freunde, Schule, Studium, Beruf, Sport, Shopping, Fernsehen nehmen sie so in Beschlag, dass kaum noch Luft bleibt für Glaube und Kirche.»
Ihr Leben sei so vielfältig und widersprüchlich, wie die aktuellen Modetrends und Ideologien. Selbst Insider fänden sich kaum noch in den Lebensstilen, Religionen, Subkulturen, Musikstilen, Szenen und Milieus zurecht. Die Erlebnisorientierung werde zur Suche nach dem Glück und steigere sich zur «Sucht nach dem Kick».
Das Leben in zwei Welten
Der frühere Streit um Ideologien oder Weltanschauungen sei einem Harmoniestreben gewichen. Junge Leute hätten ein Toleranzverständnis, in dem widersprüchliche Überzeugungen und Glaubensrichtungen gleichberechtigt nebeneinander stünden. Aggressiv werde der Ton nur, wenn jemand seine Überzeugung als absolut und verbindlich für andere hinstelle. Jugendliche suchten keinen dogmatischen, sondern einen subjektiven, pragmatischen und gefühlsbetonten Zugang zu Religion. In Gottesdiensten hätten Lobpreis und packende Momente grosse Überzeugungskraft. Es gehe um einen «spirituellen Kick». Garth: «Glaube ist von Bedeutung, sofern er das Leben leichter, interessanter und peppiger macht.» Die Trendreligion sei der Buddhismus, der friedfertig daherkomme, hilfreich gegen Stress sei und keine Dogmen kenne: «Religion light, gut verdaulich für das Ego, Genuss statt Muss.»
Zudem bestimme die digitale Welt alle Lebensbereiche. Junge Leute würden zugeschüttet mit Informationen über Handy, E-Mails und Soziale Netzwerke. Viele Jugendliche lebten in zwei Welten – in der realen und in der digitalen, in der sie sich eine neue Identität schafften: «Hier können sie endlich der sein, der sie im realen Leben gerne wären.» Dadurch bestehe die Gefahr, dass Kontakte zu realen Menschen verlorengingen und die eigene Identität durch das Abtauchen in Scheinwelten verschüttet werde.
Echte Gemeinschaft ist gefragt
Allerdings suchen junge Menschen von heute auch nach echter Gemeinschaft: «Gerade bei Teenagern wird die Clique zum Familienersatz.» Darin liegen laut Garth die grössten Chancen für Christen: «Gute Gemeinschaft ist der Hauptwachstumsfaktor für die Jugendarbeit der Zukunft.» Ferner stehe künstlerische Ästhetik hoch im Kurs. Mit viel Hingabe gestalteten Jugendliche Gottesdienste oder Partys. Auf dieser Ebene seien sie besonders empfänglich für die christliche Botschaft. Garth plädiert dafür, die Wandlungen in der Jugendkultur als Chance zu sehen, die Bedeutung des Evangeliums für diese Generation neu zu artikulieren.
Datum: 10.08.2013
Quelle: idea