Lebensmut trotz unheilbarer Krankheit
Noch vor einem Jahr spielte ich in der NFL. Ich war der Kapitän der Tennesse Titans. Football war mein Leben. Der Sport war wie geschaffen für mich und ich wie gemacht für ihn. Sieben Monate nach meinem 30. Geburtstag, beendete ich meine Karriere als Profisportler.
In den darauffolgenden Monaten hatte ich immer wieder Probleme mit meinen Muskeln. Nach einigen Tests dann die schockierende Diagnose: ALS, Amyotrophe Lateralsklerose. Es die Krankheit, die in diesem Jahr durch die «Ice-Bucket Challenge» Aufmerksamkeit erregte. Eine Krankheit, bei der nach und nach die Nerven und Muskeln versagen.
Ich konnte es erst nicht glauben. Und dann schoss mir der Gedanke durch den Kopf, was das für meine Familie bedeuten wird. Es war ein Schock und ich brauchte drei Monate, bis ich die Diagnose öffentlich bekanntgab.
Ich gebe nicht auf
Doch mein Kampfgeist ist immer noch da. Früher gab ich alles für Punkte in der NFL. Heute kämpfe ich dafür, dass die Krankheit möglichst langsam voranschreitet. Ich trainiere, um den Muskelschwund zu verlangsamen und motorisch möglichst lange fit zu bleiben. Es ist trotzdem nicht leicht und man darf nicht zu hohe Erwartungen an sich haben. Vieles, was ich früher mit links gemacht habe, schaffe ich jetzt schon nicht mehr. Das ist ganz schön hart.
Die Ermutigung, die ich durch mein ehemaliges Team bekomme, ist enorm. Daran kann ich wieder mal erkennen, dass Gott meinen Weg genau geplant hat und mich auch weiter immer führen wird.
Trotzdem fällt es mir schwer an meine Zukunft zu denken und zu begreifen, dass eines Tages der Tag kommen wird, an dem ich im Bett liegen werde und keinen Muskel mehr bewegen kann. Und das bei vollem, geistigen Bewusstsein.
Aber Gott hat mir immer wieder in meinem Leben gezeigt, dass er mich in seiner Hand hält. Er hat die Kontrolle über mein Leben. In der Bibel steht, dass Gott über unser Schicksal entscheidet. Damit habe ich meinen Frieden gefunden. Die Kontrolle abgeben zu können, bedeutet Freiheit. Ehrlich gesagt hatte ich auch vor der Diagnose nicht die Kontrolle über mein Leben. Und warum sollte ich mir Sorgen darüber machen, wann ich sterbe oder was mit mir passieren wird? Alles, was ich tun kann, ist jetzt und heute zu leben.
Wer bin ich jetzt noch?
Viele Jahre lang war ich Tim, der Footballspieler. Die Krankheit hat mir diese Identität genommen. Erst wusste ich nicht, wer ich jetzt sein soll. Aber letztendlich habe ich dadurch meine wirkliche Identität gefunden und die kann mir niemand mehr nehmen: Ich bin ein Kind Gottes. Er hat mich geplant, geschaffen und mich immer begleitet. Daran kann auch ALS nichts ändern.
Jeder von uns trägt unbeantwortete Fragen in sich. Es wird immer Dinge geben, die wir nicht verstehen können. Aber eines weiss ich: Gott gebraucht alle Umstände in meinem Leben. Das ist ein Mysterium. Es ist wie ein Puzzlestück. Es ist zwar nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber dies ist mein Leben und es ist ein Privileg, den Weg zu gehen, den Gott für mich hat.
Gottes Nähe trotz Leid
Immer wieder spüre ich, dass Gott mich aus ganzem Herzen liebt. Manchmal werde ich gefragt, warum ich das noch glauben kann, jetzt wo ich diese Krankheit habe. Ich denke, weil ich eine Beziehung mit Gott habe. Ich glaube, dass Gott mich liebt, trotz aller Krankheit, trotz aller Schuld. So ist Gott für mich. Er wischt meinen Müll weg. Er nimmt mich in seine Hände und sagt: «Tim, ich halte dich, mit allem was dazu gehört.»
Gott hat so viel Gutes für uns getan. Wir sollten aufhören, ihn in schlechten Zeiten anzuklagen. Denn er ist da. Er ist immer für uns da.
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Datum: 19.11.2014
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch/cbn.com