Mit 102 flog er noch eine Rolle mit der Spitfire
Im vergangenen Jahr war er mit 102 Jahren der älteste Brite, der in einer Spitfire geflogen ist. Sein historischer Flug, über den auch die «BBC» berichtete, fand am 80. Jahrestag des D-Day statt.
Nach dem 20-minütigen Flug im zweisitzigen «Spitfire»-Trainer sprach Jack Hemmings von einer «wunderbaren Erfahrung»: «Ich war überrascht, wie schwer die Steuerung war. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich etwas eingerostet bin. Es war ziemlich holprig da oben, aber das Gesamterlebnis war wirklich absolut reizvoll.»
«Der gegenwärtige Moment zählt»
Als Jack Hemmings gefragt wurde, wie er es schafft, auch nach seinem hundertsten Geburtstag noch so viel Energie zu haben, antwortete er: «Es ist nicht unglaublich, 102 Jahre alt zu sein. Man steht einfach jeden Tag auf und geht seiner Arbeit nach. Was zählt, ist der gegenwärtige Moment – und dieser war wirklich etwas ganz Besonderes.»
Jacks Sohn Adrian Hemmings dokumentierte das Ereignis in einem Begleitflugzeug. Er war sehr stolz auf seinen 102-jährigen Vater: «Papa hat während des Krieges und in den frühen Tagen der MAF einige schlimme Abstürze überlebt – aber zum Glück ist er heute sanft gelandet. Wir sind mit Geschichten über seine Abenteuer in Afrika in dem winzigen ‘Gemini’-Flugzeug aufgewachsen. Im Alter von 25 Jahren flog er Tausende von Kilometern über unbekanntes Terrain.»
Afrika-Flug: Am Nil orientiert
Für seine Verdienste im Zweiten Weltkrieg wurde Jack Hemmings mit dem «Air Force Cross» für «beispielhafte Tapferkeit in der Luft» ausgezeichnet. «Ich hatte das zweifelhafte Privileg, der Einzige zu sein, der ernsthaft von feindlichem Feuer getroffen wurde», sagte er einmal. «Ich flog zum Hafen von Taungup, um die Lage zu erkunden, und wurde von einem Schauer aufsteigender Brandgeschosse begrüsst. Es gab einen lauten Knall hinter meinem Kopf, und etwas explodierte, während der Heckschütze trocken meldete: ‘Viele Löcher im Flügel, Jack.’»
Diesen Mut behielt er auch nach dem schrecklichen Krieg im Herzen Europas: Zusammen mit Stuart King gehörte er zu den Gründern der MAF. Mit der ersten «Miles Gemini» der MAF flogen sie in den Kongo; auf dem Weg dorthin orientierten sie sich am Nil.
Humanitäre Pionier-Leistung
Die beiden waren die ersten britischen Flieger, die die Bedürfnisse abgelegener Gebiete in Zentralafrika untersuchten. Daraus entwickelte sich der MAF-Flugdienst, der heute rund 25 Länder abdeckt.
Stuart King und Jack Hemmings entdeckten gefährliches Terrain und unvorstellbare Nöte, stellten Verbindungen zu entlegenen Missionsstationen her und erkannten, dass vielerorts nur durch den Bau von Landepisten lebensrettende Hilfe in die Wildnis gebracht werden konnte.
Abenteuer verändert die Welt
Der Einsatz von Kleinflugzeugen ermöglichte den sicheren und effizienten Transport von Hilfsgütern, Personal und medizinischer Ausrüstung und ersparte tagelange Reisen auf gefährlichen oder nicht vorhandenen Strassen.
Jack Hemmings, der auch im Kunstflug ausgebildet war, gewann noch 1985 das Luftrennen von Dungeness nach Le Touquet. Er lebte bis zu seinem Tod mit seiner Frau Kate in Horam, East Sussex, und war bis zuletzt ein engagierter Unterstützer der MAF sowie anderer lokaler und internationaler Wohltätigkeitsorganisationen.
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Datum: 05.02.2025
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet