Von La Chaux-de-Fonds nach Dakar
Ein Ehepaar aus dem Senegal und aus La Chaux-de-Fonds bringt Hoffnung nach Dakar, der Hauptstadt des Senegal. Die junge Familie hat das Kinderzentrum vor drei Jahren eröffnet. «Strassenkinder kommen hierher, die Buben stammen vor allem aus der Koranschule. Sie können im Zentrum essen, sich dort waschen und sie werden medizinisch versorgt. Sie können dort auch spielen und es gibt ein Alphabetisierungsprogramm; und sie können Französisch lernen», gibt Jürg Gugger, Leiter von «ReachAcross» Schweiz, einen Einblick in die Arbeit vor Ort.
Mittlerweile kommen bis zu 100 Jungen ins Zentrum namens «Oasis», einmal in der Woche gibt es nicht nur ein Frühstück, sondern auch ein Mittagessen. «Dann kommen besonders viele Kinder.»
Als ehemaliger Strassenjunge kennt Mussa (Name geändert), der Vater der jungen Gründerfamilie, die Nöte und Schicksale der Kinder und weiss, was sie im Alter zwischen fünf und 15 Jahren erleben, wenn sie auf der Strasse leben oder in einer Koranschule sind.
Fürs Leben lernen
«Ganz neu gibt es eine Fussball-Arbeit, Mussa organisiert Fussball-Camps und er hat zwei Fussball-Teams, die dann auch gegen andere Schulen Fussball spielen. Das macht den Jungs riesige Freude.» So können Werte vermittelt werden, denn hier lernen sie im fairen Wettkampf ein Miteinander und ein Gegeneinander – dadurch können sie viel fürs Leben mitnehmen.
Die Koranlehrer verbieten den Kindern nicht, ins Zentrum zu gehen. «Hier kümmert man sich um sie. Das wird zum Teil sehr geschätzt, gerade die medizinische Versorgung. Man kennt sich. Mussa schaut manchmal auch in den Koranschulen vorbei.» Gerade wenn ein Junge ins Krankenhaus muss, kann Mussa ihn nicht einfach hinfahren, sondern muss vorher den Koranlehrer fragen.
Praktische Liebe leben
Manche Koranlehrer sind sehr kritisch, andere freuen sich über die Hilfe. «Auch mit den Behörden ist das Einvernehmen gut, wir sind anerkannt, sie schätzen, was getan wird. Wir sind dabei, uns als NGO registrieren zu lassen.»
Senegal ist ein islamisches Land, 90 Prozent sind Muslime, zehn Prozent Christen. «Aber das Miteinander ist sehr gut, es gibt kein Gegeneinander. Man findet eine gute, freie Atmosphäre vor, in der man über den Glauben reden und sich austauschen kann – und wo man den Glauben auch weitergeben kann.»
Im Kinderzentrum wird einfach praktische Liebe weitergegeben. «Die Fürsorge, die Wertschätzung und dass jemand da ist, der Zeit für die Kinder hat, das bewegt. Natürlich wird ihnen von Jesus erzählt und sie wissen, dass Mussa ein Nachfolger von Jesus ist. Es gibt Fragen und Gespräche, aber es ist nicht so, dass man das offensiv vermittelt. Es ergibt sich ganz natürlich aus der Nächstenliebe, die die Jungs dort erleben. Sie fragen ihn, warum er das macht. Sie sagen: ‘Du könntest andere Dinge tun, warum bist du für uns da? Warum gibst du uns immer wieder eine Chance?' Denn es wird viel gestohlen und kaputt gemacht. Es sind Strassenkinder, sie sind nicht so einfach zu behandeln.»
Zum Thema:
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Datum: 26.11.2024
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet