Metal-Pfarrer traut am «Greenfield»

Hochzeit mitten im erfrischenden Gitarren-Gewitter

Samuel Hug (links) mit dem frisch vermählten Paar.
Zusammen mit einem 35-köpfigen Team lädt Samuel Hug, Pfarrer der «Metalchurch», zur Begegnung am «Greenfield»-Open-Air in Interlaken – unter anderem lässt sich ein Paar trauen. Danach ist er auch am «Summerside»-Festival in Grenchen unterwegs.

Seit bald zwei Jahren arbeitet Samuel Hug vollzeitlich als Pfarrer der «Metalchurch». Bereits vorher war er jahrelang pastoral in der Metal-Szene unterwegs – freiwillig und erst teilzeitlich angestellt. «Das Schöne ist die Zeit, die ich nun investieren darf, um bei den Leuten zu sein. Das ist der entscheidenste Faktor, der sich verändert hat. Es ist wichtig, sich dort sichtbar zu bewegen, wo die Menschen in der Szene sind.»

Manchmal wird er gefragt, ob ihm als Metal-Pfarrer die Gemeinde nicht fehle. Samuel Hug schmunzelt: «Ich habe eine Gemeinde, sie ist einfach über das halbe Land verstreut. Die Schwerpunkte sind etwas anders. Ich habe weniger Beerdigungen als die Kollegen, die eine Ortsgemeinde haben. Dafür bin ich viel an Festivals und Konzerten unterwegs. Daneben halte ich viele Gottesdienste ab, andere Veranstaltungen und Seelsorge-Gespräche.»

Seelsorgeangebot rund um die Uhr

Eine Präsenz mit Stand und «AnsprechBar» hat die «Metalchhurch» bereits seit mehreren Jahren am «Greenfield»-Open-Air (13. bis 15. Juni 2024). «Dies ist das grösste Strom-Gitarren-Festival der Schweiz. Unter anderem haben wir da ein Rund-um-die-Uhr-Seelsorge-Angebot sowie nun im dritten Jahr mit 'The Chapel' einen Kirchenraum auf dem Festival-Gelände. Man kann zur Ruhe kommen, eine Kerze anzünden oder ein Gebet erhalten, wenn man das möchte.»

Trauung zwischen Gitarren-Gewittern

Zum zweiten Mal führt Samuel Hug ausserdem am «Greenfield»-Festival eine Trauung durch. «Im vergangenen Jahr fragte ein Paar spontan, ob es sich hier auf dem Gelände trauen lassen kann. Da sie zivilrechtlich bereits verheiratet waren, durfte ich eine kirchliche Trauung vollziehen. Wir hatten ein Vorbereitungsgespräch und am nächsten Tag die Trauung.»

In diesem Jahr ist die Vorbereitungszeit etwas grösser, da sich das interessierte Paar bereits vorgängig gemeldet hat. «Ich darf die Trauung am Freitagnachmittag um 14 Uhr vollziehen. Diesmal ist die Herausforderung, dass das Paar aus Frankreich kommt und die Trauung in französischer Sprache erfolgt; dank genügend Vorbereitungszeit ist dies aber möglich. Für die beiden spielt das ‘Greenfield’-Festival eine wichtige Rolle in ihrer Beziehung.»

Teil der feiernden Meute

Im Terminkalender von Samuel Hug findet sich auch der Eintrag «Summerside Festival» (20. bis 22. Juni 2024) in Grenchen. «Ich werde informell da sein, das heisst ich trage eine Metal-Kutte, die mit ‘Metalchurch’ angeschrieben ist, damit ich erkennbar bin.»

Als Teil der feiernden Meute wird er immer wieder angesprochen. «Ausserdem nehme ich die bereits vorhandenen Beziehungsfäden wieder auf. Es ergeben sich auch seelsorgerliche Gespräche und auch mal ein Gebet. Die Leute wissen, dass ich da bin, da wir es über unsere Social-Media-Kanäle ausschreiben. Daraus ergeben sich auch immer wieder neue Kontakte.»

Team mit 35 Personen

Samuel Hug betont, dass das Ganze keine One-Man-Show ist. «Beim ‘Greenfield’ sind wir mittlerweile ein Team von 35 Personen, die das Ganze möglich machen. Da gibt es die ganze Logistik für den Auf- und Abbau sowie all jene, die dafür sorgen, dass eine Rund-um-die-Uhr-Seelsorge möglich ist.»

Oft sehe man einfach den Metal-Pfarrer. «Doch da arbeitet ein vielfältiges, grossartiges Team daran, welches die verschiedensten Kompetenzen auf sich vereint.»

Gottesdienste werden gestreamt

Inzwischen werden die «Metalchurch»-Gottesdienste bei «Radio Drachenblut» gestreamt, einem Szenen-Radio für die Metal-Szene, und die «Heavy Mental»-Talks werden bei «Radio Blitz», einem Grenchner Lokal-Internetradio, gesendet.

«Möglich wurde dies durch die Beziehungen, die durch die Begegnungen in den letzten zwei Jahren meines Vollzeitengagements entstanden sind.» Dass kürzlich in Huttwil im «Improvisorium» ein Metal-Gottesdienst gefeiert werden konnte, ist ebenfalls eine Frucht seiner zeitlichen Freisetzung in der Metal-Szene.

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Datum: 10.06.2024
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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