Nummer 3 jetzt auch in Kabul

Dschihadisten streiten wegen Felsendom-Nachbau

In der afghanischen Hauptstadt Kabul wurde in diesen Tagen eine Nachbildung des Jerusalemer Felsendoms eröffnet. Deswegen streiten sich nun Dschihadisten.
Die Nachbildung des Jerusalemer Felsendoms in Kabul, Afghanistan (Bild: iqna.ir)

Der Bau einer Nachbildung des Felsendoms in der afghanischen Hauptstadt betone die Einheit der islamischen Nation Afghanistan. Gleichzeitig erinnere das Bauwerk «an die Gefahren, Bedrohungen und wiederholten Verletzungen, denen Al-Haram Al-Sharif (Anm.d.Red.: der arabische Name für den Tempelberg mit dem Felsendom) ausgesetzt war», berichtet das Taliban-Monatsmagazin «Al-Somood».

Durch die Replik, so das Taliban-Magazin weiter, wird die Frage Jerusalems «in den Köpfen und im Bewusstsein der Muslime lebendig». Weiter macht die Taliban geltend, dass das «freie Afghanistan» nach Jahren «zermürbender Kriege und blutiger Konflikte» heute auf dem Weg zur «Entwicklung seiner Infrastruktur und seines Fortschritts» sei. Die Gewaltherrscher erklärten weiter, dass sie «die Aufmerksamkeit der islamischen Gemeinschaft auf den Schutz der heiligen Stätten im besetzten Palästina lenken».

Islamischer Staat IS kritisiert

Mehrere ISIS-Anhänger äusserten sich gegenüber dem Nachbau kritisch, berichtet die NGO «Memri». IS ist ein erbitterter Feind der Taliban und äussert sich häufig gegen deren Herrschaft und Aktionen.

Kurz nach der Einweihung der Nachbildung veröffentlichte ein IS-nahes Medienunternehmen, die «Al-'Adiyat Foundation», ein Plakat, das sich über den Nachbau lustig machte.

IS argumentiert, dass der Bau eines Modells des Felsendoms ursprünglich vom einstigen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi vorgeschlagen und damals weithin belächelt wurde. Aber zumindest sei Gaddafi damals nicht unter dem Deckmantel der Religion aufgetreten, während die Taliban behaupteten, den Islam zu vertreten, so der Islamische Staat.

Wie heilig ist der Felsendom?

Die Zeitschrift «Israel heute» wirft die Frage auf, als wie heilig die Stätte dem Islam wirklich gelte. Offiziell als am drittheiligsten bezeichnet, wundert sich das Magazin, dass ein solcher Nachbau in der islamischen Welt nicht für einen generellen Aufruhr sorgt: «Kein noch so radikaler Muslim würde es wagen, eine Nachbildung der Kaaba, dieses schwarzen, quadratischen Bauwerks in Mekka, zu errichten, denn sie ist allen Anhängern des Islam wirklich heilig.» Als beispielsweise in der Türkei oder im Irak je ein Nachbau errichtet wurden, erfolgte die heftige Kritik auf den Fuss.

Zum Thema:
Jerusalem als endgültiges Ziel: Taliban sehen sich als Erfüllung islamischer Endzeitprophetie
«Warnung an Christen»: «Islamischer Staat» zeigt Hinrichtung von 20 Männern
Talk mit Assaf Zeevi: «Um zu glauben, musst du nicht in Israel gewesen sein, aber…»

Datum: 08.06.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Israel heute / Memri

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung