Europas Bischöfe

«Den Glauben bewusster leben»

Die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen Europas fordern die Gläubigen auf, die herrschende Kultur zu kritisieren, «wo sie grundlegende Werte in Frage stellt». An ihrer Vollversammlung in Zagreb diskutierten sie über Demographie und Familie und gaben dazu am Montag eine Erklärung heraus. Der Wortlaut:
«Den Glauben bewusster leben»

Die Umfrage, bei verschiedenen Bischofskonferenzen in 47 Ländern Europas durchgeführt wurde, zeigt einen klaren demographischer Rückgang. Dieser ist zwar auch von der in den jeweiligen Staaten gewählten Familienpolitik beeinflusst, der schwerwiegende und allgemein feststellbare Geburtenrückgang, der als «demographischer Winter» bezeichnet wird, lässt sich jedoch nicht allein daraus erklären. Das kulturelle Klima wirkt sich nämlich nicht unbedeutend auf das persönliche und soziale Verhalten des Menschen aus.
Die Katholiken müssen ihren Glauben bewusster leben und diesen auch besser begründen lernen, um so die dominierende Kultur kritisch beurteilen und verstehen zu können, wo sie grundlegende Werte in Frage stellt, wie der Wert des menschlichen Lebens vom Anfang an zum natürlichen Tod, der Person in ihrer objektiven Struktur, der Freiheit als moralische Verantwortung, der Treue, der Liebe und der Familie.

Sehr besorgniserregend ist beispielsweise die in diesen Tagen im Europarat laufende Debatte, welche das Recht auf Gewissensverweigerung des medizinischen Personals einschränken will, um dadurch den Zugang zu Abtreibung zu erleichtern. All dies zeigt, dass neben der Notwendigkeit, den Glauben gut zu verankern und lebendig zu halten, auch an die Fähigkeit der Vernunft geglaubt werden muss, die Wahrheit der Dinge in sich selbst und der Ethik zu entdecken.
Ein grundlegendes Misstrauen gegenüber der menschlichen Vernunft scheint die sogenannte Post-Moderne zu bezeichnen. In diesem Kontext muss die Gegenwart der Katholischen Kirche von der Hoffnung inspiriert sein: Unsere Hoffnung ist Jesus Christus und sie muss die Zeichen der Achtsamkeit und des Vertrauens wahrnehmen können, auch wenn diese in verborgener Form ausgedrückt werden.

Wir sind davon überzeugt, dass das menschliche Gewissen fähig ist, sich den Werten zu öffnen, die in unserer, von Gott erschaffenen und durch Jesus Christus erlösten Natur, gegenwärtig sind. Die Kirche, die sich Ihrer Sendung bewusst ist, durch die Verkündigung Christi, dem Retter, dem Menschen und der Gesellschaft zu dienen, ruft die in Christus gründenden anthropologischen und sozialen Implikationen in Erinnerung.
Deshalb hört die Kirche nie auf sich für die grundlegenden Werte des Lebens, der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau, der Familie, der Religions- und Erziehungsfreiheit einzusetzen: denn dies sind Werte auf die sich jeder andere Wert stützt und eine politische und soziale Dimension findet. Die vielen Familien, die die Gegenwart Jesu annehmen und gemäss der Wahrheit der Familie leben, geben stets davon Zeugnis, dass, was die Kirche verkündet, schön ist und dem Herzen des Menschen entspricht. Damit zeigen sie auch, dass es möglich ist so in der Familie, gemäss der Einladung Christi, zu leben.

In diesem Kontext muss auch die erzieherische Aufgabe der Kirche betont werden, die ihr in ihrem tausendjährigen Erbe aufgetragen ist: eine Aufgabe, die in Christus – wahrer Gott und vollkommener Mensch – den Meister, das Vorbild und die Quelle der Gnade findet.
 

Datum: 08.10.2010
Quelle: CCEE

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