Er floh aus seinem Zuhause

Jetzt versorgt er Vertriebene

Husam bietet Hilfe in Gaza an
Husam floh aus Khan Younis und lebt nun im Süden von Gaza, wo er trotz Hunger und Not Lebensmittel an andere Vertriebene verteilt. Er sagt, diese Hilfe lasse ihn die Schrecken des Krieges für einen Moment vergessen - eine Mission für Gott.

Im Süden des Gazastreifens ist die Lage vergleichsweise ruhiger als im Norden. Doch auch hier leiden die Menschen unter einer katastrophalen Situation, die Husam, ein Palästinenser aus Khan Younis, als «Hungersnot» beschreibt. Er organisiert Lebensmittelprogramme für eine Hilfsorganisation.

Die Zahl der Hilfslieferungen nach Gaza ist nach Angaben der israelischen Koordinierungsbehörde seit Oktober drastisch zurückgegangen. Israel wirft den internationalen Hilfsorganisationen vor, die Hilfsgüter nicht an den Grenzübergängen abzuholen, während diese auf bewaffnete Gruppen und zerstörte Strassen verweisen.

Schwierige Bedingungen

Husam und seine Familie sind im Januar aus Khan Younis geflohen. Zunächst verbrachten sie vier Tage in einer Schule in der Nähe ihres Hauses, umgeben vom Lärm von Panzergranaten und Maschinengewehrfeuer. Dann zogen sie etwa sieben Meilen weiter nach Rafah, das damals als humanitäre Sicherheitszone galt. Dort lebten sie in einem Plastikzelt an der ägyptischen Grenze. Im Winter durchnässte das Regenwasser ihre Matratzen, im Sommer glich das Zelt einem Gewächshaus.

In Rafah begann Husam, mit verschiedenen Organisationen zusammenzuarbeiten, um Hilfsgüter zu verteilen. Einmal gelang es ihm, seinen Nachbarn Hühner zu bringen – das erste Fleisch, das sie seit langem gegessen hatten. Durch die dünnen Zeltwände hörte er sie vor Freude lachen.

«Eine Mission für den Herrn»

«Wenn ich Hilfe verteile», sagt Husam, «bin ich am glücklichsten. Für einen Moment vergesse ich den Krieg, den Mangel an Nahrung und die ständige Gefahr. Ich weine vor Freude, wenn ich anderen helfen kann – es fühlt sich an wie eine Mission für den Herrn.»

Als die IDF im Mai Rafah angriff, kehrte Husam mit seiner Familie nach Khan Younis zurück. Dort leben sie nun im Haus eines Verwandten. Husam verbringt seine Tage damit, die Nachrichten zu verfolgen und nach Essen für seine Familie zu suchen. Seine Kinder, die seit Beginn des Krieges nicht mehr zur Schule gehen, stehen Schlange, um Essen, sauberes Trinkwasser und Strom für die Handys der Familie zu bekommen. Ein 25-Kilo-Sack Mehl, der früher knapp zehn Dollar gekostet hat, kostet heute mehr als 275 Dollar.

Hamas versteckt sich hinter Lebensmittelverteilungen

Nach 17 Jahren Hamas-Herrschaft steht Husam der Gruppe kritisch gegenüber. Ihre Politik nütze nicht der Durchschnittsbevölkerung, sondern nur den Parteimitgliedern. Unter den gegenwärtigen Bedingungen nehmen sie mehr als ihnen zusteht an Hilfsgütern und benutzen Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Husam glaubt auch, dass sich die Standorte von Hamas-Kämpfern und Lebensmittelverteilungen oft überschneiden – was manchmal zu Angriffen der IDF auf diese Orte führt.

Israel sagt, die Hamas benutze Krankenhäuser, Schulen und Wohnhäuser, um ihre Militärbasen zu schützen, was zu zivilen Opfern beitrage. Trotz allem, sagt Husam, sei sein Glaube stark geblieben. Manchmal sitzt er vor den Trümmern seines zerstörten Hauses und denkt nach: «Wenn man dem Tod ins Auge sieht und überlebt, wird alles andere einfach. Man fängt an zu sagen: 'Danke, Gott, dass wir überlebt haben.'»

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Datum: 02.01.2025
Autor: Heather M. Surls / Daniel Gerber
Quelle: Christianity Today / gekürzte Übersetzung: Livenet

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