Die anderen akzeptieren

Christin Yasmeen Mazzawi fördert Einheit in Nazareth

Yasmeen Mazzawi an den Feierlichkeiten zum israelischen Unabhängigkeitstag im Jahr 2020
Als 15-jährige Schülerin in Nazareth wollte die arabische Christin Yasmeen Mazzawi die Geschichte der Juden kennen lernen – und engagierte sich als freiwillige Sanitäterin bei «Magen David Adom» (MDA), dem nationalen Rettungsdienst Israels.

Ihre Entscheidung, Auschwitz mit einem Team von MDA-Freiwilligen zu besuchen, stellte ihre Freundschaften mit muslimischen und christlichen Mitschülern an der «Nazareth Baptist School» auf eine harte Probe. Diese Schule wurde 1935 von Missionaren der «Southern Baptists» gegründet.

Mitschüler und sogar Lehrer wandten sich von ihr ab. Doch Mazzawi liess sich nicht entmutigen und startete eine erfolgreiche Kampagne zur Förderung des interkulturellen Verständnisses zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Israel – Juden, Christen, Arabern, Muslimen und anderen.

Vorurteile überwinden

Sie hielt Vorträge bei NGOs, in Schulen und Jugendlagern im ganzen Land und nutzte die sozialen Medien, um ihre Botschaft zu verbreiten.

«Es war ein grosser Erfolg für mich, eine Brücke zwischen Arabern und Juden zu bauen. Meine Mitschüler haben verstanden, dass die jüdischen Menschen, die sie getroffen haben, genauso sind wie wir», sagt Mazzawi. «Was uns letztlich verbindet, sind Werte. Jeder bringt seinen eigenen Wert und seine eigene Schönheit in diese Welt ein.»

Im Dienst der Menschheit

Ihr christlicher Glaube und ihre Liebe zur Menschheit treiben sie an, sich für interkulturelle Verständigung einzusetzen, auch während des Krieges zwischen Israel und der Hamas. Als Freiwillige bei MDA behandelt sie Soldaten und Zivilisten, die an der Nordgrenze Israels zum Libanon im Kampf mit der Hisbollah verwundet wurden, während das Zentrum des Krieges in Gaza liegt.

«Araber und Juden – wir arbeiten alle zusammen, um Leben zu retten», erklärt Mazzawi und beschreibt die vielfältige Zusammensetzung der MDA-Kräfte, die sich aus Arabern, Christen, Juden, Muslimen und Beduinen zusammensetzen. «Wir sind sehr engagiert und lieben, was wir tun.»

Unerwartete Wende

Am 7. Oktober wollte Mazzawi zur Mannheim Business School in Deutschland reisen, wo sie im November ihr Studium abschliessen wollte, aber der Anschlag änderte ihre Pläne. «Ich bin hier in Israel geblieben, um zu helfen, wo immer ich kann. Ich blieb bei meinen jüdischen und arabischen Freunden im Süden», erzählt sie. «Gerade in diesen Tagen müssen wir zusammenstehen und zeigen, dass wir hier in Israel zwar verschieden, aber dennoch eins sind und die Politik beiseite lassen müssen.»

Viele ihrer Freunde im Süden Israels wurden bei dem Angriff getötet, andere als Geiseln genommen. «Es war schrecklich. Wir sind zwei Wochen lang von Haus zu Haus gegangen, um unsere Freunde zu besuchen und ihnen Kraft zu geben.»

«Wir tun alles, um Leben zu retten»

Inmitten des Krieges findet sie Kraft und Widerstandsfähigkeit in ihrem Glauben und bei ihren MDA-Kollegen. Als Leiterin der Rettungsteams begibt sie sich in gefährliche Situationen, während andere Schutz suchen. «Es gibt immer diese Angst. Wenn wir an die Grenzen gehen, ist es gefährlich, und ich muss dafür sorgen, dass alle in Sicherheit sind», erklärt Mazzawi. «Wir müssen unseren Verstand von unserem Herzen trennen. Wir tun, was wir können, um Leben zu retten. Es ist nicht einfach, aber wir wissen, wie man es richtig macht. Wir sind sehr engagiert und lieben, was wir tun.»

Sie ermutigt andere, über den Tellerrand der Politik hinauszuschauen und Israels Geschichte und zeitgenössische Kultur kennenzulernen. «Viele Menschen wissen nicht viel über Juden und Israel. Viele Juden und Araber sind mit der gegenwärtigen Situation in Israel nicht einverstanden. Am Ende des Tages ist Israel ein erstaunliches Land. Die Menschen hier wollen in Frieden leben und lieben sich.»

Trost findet sie in ihrem Glauben an Gottes Fürsorge und in ihrer Hoffnung auf eine bessere Zukunft. «Mein Glaube hilft mir, die Angst zu überwinden. Ich glaube, dass unser himmlischer Vater bei uns ist und dass er mich hierher gebracht hat, um etwas zu bewirken.»

Zum Thema:
Israel Bible Experience: Lebensverändernde Monate in Jerusalem
Von einem Iraner: Eine Botschaft der Versöhnung in Strassen Tel Avivs
Nach dem Angriff des Iran: Israel: «So etwas ist eigentlich gar nicht möglich»

Datum: 23.06.2024
Autor: Diana Chandler / Daniel Gerber
Quelle: Baptist Press / Übersetzt und bearbeitet von Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung