Im muslimischen Mauretanien

«Katholische Kirche hat einen guten Ruf»

Bischof Happe (Mitte) mit einer Gruppe Firmlinge
Die katholische Kirche in Mauretanien ist klein, aber mit ihrer Nächstenliebe und Hilfe für Bedürftige sehr präsent. In der fast zu 100 Prozent islamischen Republik ist die Kirche willkommen, sagt Bischof Happe gegenüber Livenet.

«Es ist ein ständiges Wunder, dass es die katholische Kirche in Mauretanien überhaupt gibt, wir sind eine Kirche in einer islamischen Republik», bilanziert der emeritierte Bischof Martin Happe (77) im Gespräch mit Livenet. Die Mauretanier sind seit Jahrhunderten zu fast 100 Prozent Muslime.

Die katholische Gemeinde Mauretaniens, der Bischof Happe seit rund 30 Jahren dient, besteht zu etwa 85 Prozent aus Einwanderern aus anderen Ländern Afrikas. «Ich sage den Menschen immer, dass es kein Zufall ist, dass sie hier sind, ob es wegen politischer Verfolgung ist, ob es wegen eines Bürgerkrieges im Land ist oder einfach wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten; der liebe Gott will, dass ihr hier seid und dass wir gemeinsam eine Kirche bilden.»

Viele Wechsel in der Gemeinde

«Die Mauretanier sind tiefgläubige Menschen, für sie ist es normal, dass Andersgläubige, die in ihr Land kommen, ihre Religion treu ausüben», beobachtet Martin Happe. «Man muss wissen, dass wir eine sehr kleine Gruppe sind. Die Statistik von Rom weist rund 4'000 Personen aus. Man muss davon ausgehen, dass sich die Gemeinde jedes Jahr um 25 bis 30 Prozent erneuert.» Nicht zuletzt durch Zu- und Abwanderung.

«Trotzdem sind wir nicht der Versuchung erlegen, uns zurückzuziehen, sondern Zeichen zu setzen für die Mauretanier. Gott ist für alle da. Wir kümmern uns zum Beispiel um schwer unterernährte Kinder, um schwer behinderte Kinder und betreiben auch Lehrwerkstätten und Kindergärten.»

«Alle Türen gehen auf»

Wenn man sagt, dass man in die katholische Kirche geht, «dann heisst das: 'Sesam öffne dich.' Alle Türen gehen auf. Die katholische Kirche hat in der islamischen Republik Mauretanien einen sehr guten Ruf.»

Dank «Kirche in Not» konnten Kirchen und Kapellen renoviert werden. «Die grosse Herausforderung ist, dass man in diesem grossen Land weite Strecken zurücklegen muss. Hier hat uns 'Kirche in Not' in den letzten Jahren mit geländegängigen Fahrzeugen sehr geholfen.»

Islamisch, nicht islamistisch

Menschen zusammenzubringen und sie zu unterstützen, ist ein wichtiger Teil seiner Arbeit. «Das machen wir ganz konkret, indem wir zum Beispiel Computereinführungskurse für junge Erwachsene anbieten oder Sprachkurse, wo dann Migranten und Mauretanier in einem Raum sitzen.» Das fördere gleichzeitig die Integration. «So werden auch Misstrauen und Vorurteile abgebaut.»

Er hat mehr als 20 Jahre im Norden Malis gelebt. «Heute wäre es nicht mehr möglich, so wie früher dorthin zu fahren und die Menschen zu treffen.»

Für Mauretanien hofft und betet er, dass das Land friedlich bleibt. Solange das der Fall ist, «sind die Mauretanier uns gegenüber sehr gastfreundlich. Sie haben mehrfach gesagt, dass sie eine islamische und keine islamistische Republik sind und dass die katholische Kirche ihren Platz bei uns hat.»

Eine katholische Kirche könne es in Mauretanien rein menschlich gesehen gar nicht geben. «Deshalb ist es wichtig, dass die Weltkirche für uns betet, dass sie Zeuge der Liebe Gottes sein kann, für alle, ohne Unterschied.»

Zum Thema:
Brücken bauen: Die Hoffnung der Christen in Ägypten
Zunehmende Gewalt: Unerträgliche Lage für Christen in Subsahara-Afrika
Daniel Schöni: Mit 40-Tonnen-Truck und Engeln durch Afrika

Datum: 06.11.2024
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung