tsc-Rektor Benedikt Walker

Wie sich der Pastorenmangel lösen lässt

tsc-Rektor Dr. Benedikt Walker hat Lösungsvorschläge bereit.
Viele theologische Hochschulen klagen über zu wenig Theologiestudierende. Gleichzeitig suchen christliche Gemeinden neue Pastorinnen und Pastoren. Wie ist der Pastorenmangel erklärbar, und was können wir dagegen tun? Dr. Benedikt Walker erklärt.

Benedikt Walker, was sind die Gründe für den Pastorenmangel?
Benedikt Walker: Leider ist sowohl das Berufsbild des Pastors als auch die Kirche selbst in einer Krise. Gemeinden verlangen von Pastoren viel, erwarten die eierlegende Wollmilchsau. Gleichzeitig befinden wir uns in einer Zeit, in der der christliche Glaube und die Kirche einen massiven Bedeutungsverlust erleben. Ein weiterer Grund für den Pastorenmangel sind die starken Babyboomer-Jahrgänge, die aktuell pensioniert werden.

Was muss sich am Berufsbild des Pastors ändern?
Studierende nennen die Angst vor Überforderung als Hauptargument gegen einen Dienst in einer Gemeinde. Ein Schritt in die richtige Richtung ist, dass in Arbeitsverträgen nicht mehr freiwillige ehrenamtliche Tätigkeiten als Verpflichtung festgelegt werden. Die junge Generation wünscht sich ein begabungsorientiertes und begleitetes Arbeiten, am liebsten in einem Team. Wichtig ist auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wir merken: Die Jungen lassen sich nicht mehr verheizen und fordern ihre Freizeit aktiv ein.

Auch der Berufseinstieg als Pastor ist herausfordernd. Wie kann er gelingen?
Wichtig ist eine Begleitung der Berufseinsteiger. Mit dem Pastoraltraining bieten tsc und ifge bereist einen solchen Kurs an, ausserdem ein Leiter-Entwicklungs-Programm, Gemeinde-Entwicklungs-Programm und einen Kurs zur Konfliktkompetenz. Hier sind wir auf einem guten Weg. Was es noch geben sollte, wäre ein Begleitungsprogramm für die Gemeinden, die junge Pastorinnen und Pastoren anstellen.

Wo hakt es bei den Gemeinden?
Wir versagen bei Wertschätzung und Ermutigung. Wir sollten die junge Generation mit ihren Stärken und Schwächen annehmen und sie wertschätzen. Zum Beispiel, indem wir ihnen Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen, Weiterbildungen ermöglichen, eine Begleitung anbieten. Und wo sind die Ermutiger hin? Die junge Generation sehnt sich nach geistlichen Vätern und Müttern. Früher war es üblich, den Leiterinnen und Leitern von Jugendgruppen ein Theologiestudium zu empfehlen und ihnen Mut dafür zuzusprechen. Lasst uns wieder mehr zu Ermutigern werden!

Welche Folgen hat das für die Kontakte mit Interessierten?
Wir müssen heute viel mehr tun als früher, damit Interessierte bei uns ein Studium beginnen. Deshalb haben wir unsere Schnupperangebote ausgebaut und bieten eine gern genutzte Studienberatung an. Es gibt den Jahreskurs als Orientierungsjahr. Auch die kombinierten Studiengänge wie Theologie & Musik sind eine Antwort auf die Bedürfnisse der jungen Generation.

Beim Theologischen Forum 2024 thematisieren das tsc und seine Netzwerkpartner den Pastorenmangel. Was erhofft ihr euch?
Lösungen finden Ausbildungsstätten und Gemeinden nur gemeinsam. Ich hoffe, dass wir voneinander lernen können und sensibilisiert werden für die Bedürfnisse der jungen Generation. Zwei Ideen habe ich für konkrete Massnahmen: ein Quereinsteigerprogramm ähnlich wie das der reformierten Kirche und mehr Engagement der älteren Generation. Engagierte Senioren könnten die Seniorenarbeit übernehmen und den Pastor entlasten.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Blog vom tsc.

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Datum: 02.01.2024
Autor: Markus Dörr
Quelle: tsc

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