Tausende Jugendliche feierten an Pfingsten Jesus in Zelten
Das Pfingstjugendtreffen in Aidlingen riecht nach frischem Gras. Es schmeckt nach Apfelzuckerwatte und Kartoffelsalat mit Würstchen. Etwas nass und matschig hat es sich am vergangenen Wochenende angefühlt, weil das Wetter durchwachsen war, bis am Pfingstmontag die Sonne herauskam. Noch mehr fühlte es sich aber wie ein grosses Familientreffen und Gemeinschaftserlebnis mit Ferienlageratmosphäre an. Tausende junge Menschen sind auf das Gelände des Diakonissenhauses der württembergischen Kleinstadt gepilgert, haben Zelte aufgeschlagen oder in benachbarten Schulen genächtigt, um gemeinsam Pfingsten zu feiern. Das Motto des Treffens vom 19. bis 21. Mai lautete: «Im Auftrag seiner Majestät».
Unterbringung von 3'500 Jesus-Fans
Seit mehr als 70 Jahren veranstaltet das Diakonissenmutterhaus Aidlingen dieses Treffen. In ihrer einheitlichen Tracht mit den weissen Hauben sehen die evangelischen Schwestern oberflächlich betrachtet nicht so aus, als wäre ihr Haus die erste Adresse, wo junge Menschen ihre Wochenenden verbringen würden. Tatsächlich aber haben sie an diesen drei Tagen ein hochattraktives Programm für Jugendliche zusammengestellt.
Das beginnt mit dem abenteuerlichen Übernachtungsangebot. Das Gelände beim Diakonissenmutterhaus wird kurzerhand zur Zeltstadt umfunktioniert. Während die Jungen und Männer – eingeladen sind Teilnehmer von 14 bis 30 Jahre – in den Zelten übernachten, haben Mädchen und Frauen Schlafmöglichkeiten in Schulen und Hallen in der Umgebung. Ungefähr 3'500 Teilnehmer sind so untergebracht. Hinzukommen noch die Tagesgäste. Es ist ein Schauspiel, wenn die Schwestern auf der Essenswiese selbstgebackene Hefezöpfe oder Kartoffelsalat mit Würstchen an die Tausenden Jugendlichen verteilen und alles ganz entspannt und rücksichtsvoll abläuft.
Ansteckende, rauschhafte Zelt-Atmosphäre
Im Hauptzelt finden rund um die Uhr die spannendsten Veranstaltungen statt: Neben den Gottesdiensten, Anbetungskonzerten und Seminaren, die auch alle live im Internet übertragen werden, gibt es sogar einen Zauberer. Mr. Joy wirkt erst etwas unbeholfen. Glaubt er wirklich 15-jährige Teenager mit Kartenspieltricks begeistern zu können? Umso länger seine Zaubershow aber geht, umso spektakulärer werden seine Tricks. Der Satz «Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand» findet hier eine feurige Entsprechung, als er für seine wagemutige Einrad-Nummer ein kleines Mädchen und zwei junge Männer auf die Bühne bittet und dazu drei Fackeln entzündet.
Es ist aber vor allem die positiv aufgeregte Atmosphäre selbst, welche die jungen Zuschauer untereinander generieren, die im Zelt ansteckend ist. Abwechselnd stehen Jungen- und Mädchengruppen auf und tauschen Halleluja-Sprechchöre aus. Wird jemand auf der Bühne als einer der ihren erkannt – und das ist natürlich regelmässig der Fall – gibt es freudiges Geschrei oder spontanen Beifall.
Wie Aidlingen dem Regen trotzt
Am Pfingstsonntag regnet es unentwegt. Der Boden ist mittlerweile mehr Matsch als Erde. In der Apostelgeschichte heisst es zwar bekanntlich, dass ein Brausen wie ein heftiger Sturm über die Jünger hernieder ging. In der Praxis bedeutet der Regen aber nasse Sachen und Schuhwerk, das sich in Erdklumpen verwandelt. Die Menschen suchen verstärkt die Zelte und Säle des Pfingstjugendtreffens auf. Schnell sind die Kapazitäten erschöpft. Aber als der Referent Lukas Herbst im Saal des Mutterhauses darüber zu reden beginnt, wie die Teilnehmer ihre persönliche Berufung von Gott entdecken und leben können, geben sie nicht einfach auf.
Sie machen es sich vor den Türen bequem, schaffen Sitzgelegenheiten herbei oder setzen sich auf den Boden. Über den Lautsprecher hören sie Herbst von seiner zweijährigen Tochter erzählen und schmunzeln darüber, dass bei ihr die Worte «Rucksack» und «Kuchen» noch ziemlich ähnlich klingen. «Ich finde meine Tochter perfekt», sagt Herbst: «Gott findet dich perfekt. Aber du sollst noch einen Weg gehen und mit ihm eine Entwicklung durchmachen.» Was den Menschen vom Tier unterscheide, sei, dass er über sein Zukunft nachdenken und planen könne.
Gott ist das Geheimrezept
Am Sonntag seien trotz des Regenwetters rund 6'700 Teilnehmer beim Pfingstjugendtreffen dabei gewesen, sagt Schwester Caroline Hornberger, welche die Presseabteilung des Diakonissenmutterhauses leitet. Auf ein Geheimrezept für die generell gute Resonanz für das Treffen angesprochen, sagt sie, dass die Schwestern und die Freunde des Diakonissenmutterhauses sehr viel beten: «Es gibt keine bestimmte Methode, sondern nur Gottes Wirken.»
Trotz der grossen Anzahl der Besucher versuchen die Schwestern, die Veranstaltung persönlich zu gestalten. Da wird auch schon mal mit einer Zahnbürste ausgeholfen, wenn die vergessen wurde.
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Datum: 22.05.2018
Autor: Michael Müller
Quelle: PRO Medienmagazin