Hochriskante Mission soll Bandenführer erreichen
Victor Marx ist der Gründer von «All Things Possible» (ATP). Seine Strategie ist folgende: Er interagiert direkt mit einigen von Haitis berüchtigtsten Bandenführern (darunter Jimmy «Barbecue Chérizier und Lanmo San Jou). Davon erhofft er sich Lösungen, die zu finden bisher niemandem gelang.
Haiti: Ein Land in der Krise
Haitis Hauptstadt Port-au-Prince wird von Banden beherrscht – Schätzungen zufolge steht etwa 85 Prozent der Stadt unter der Kontrolle verschiedener Gangs. Unter dem neu eingesetzten Premierminister Alix Didier Fils-Aimé ist die politische Instabilität nur gewachsen, wodurch ein Machtvakuum entstand – ein gefundenes Fressen für bewaffnete Gruppen wie Chériziers G9 Bündnis und San Jou’s 400 Mawozo Gang.
Chérizier ist ein ehemaliger hochkarätiger Polizeibeamter, dem abscheulichste Verbrechen zur Last gelegt werden – unter anderem das La Saline-Massaker 2018, das 71 Menschen das Leben kostete. Heute ist er ein selbsternannter Revolutionsführer, der sich gern als Verteidiger der Schwachen und Armen gegen Haitis Oligarchie darstellt. Trotz all seiner Behauptungen jedoch hält er weite Gegenden von Port-au-Prince mit Gewalt und Angst unter Kontrolle. Friedensgesprächen gegenüber hat er sich offen gezeigt, warnt jedoch davor, dass ein Entziehen der Kontrolle der Gangs den Konflikt nur verschärfen würde.
Haitis berüchtigte Anführer mit einbeziehen
Das Team um Victor Marx, zu dem auch Nachrichtenkorrespondent Chuck Holton gehört, traf sich Ende letzten Jahres mit Chérizier in seinem Hauptquartier – eine sehr seltene Gelegenheit, die Perspektive des Bandenführers zu hören. Holton verwies auf das Risiko, das ein solches Treffen mit sich bringt und erklärte, dass es nur mit Chériziers ausdrücklicher Erlaubnis möglich war, eines der gefährlichsten Viertel in Haiti überhaupt zu betreten.
Marx’ Mission erweiterte sich auf die 400 Mawozo-Gang, deren Anführer Lanmo San Jou (Wilson Joseph) an Massenentführungen beteiligt war (wie bspw. die Geiselnahme von 17 Missionaren im Jahr 2021) und der auch darüber hinaus in unzähligen Fällen die Menschenrechte missbraucht hat. Gerade kürzlich entführte die Bande 30'000 Einwohner aus Ganthier und machte aus der Gegend quasi eine Geisterstadt. Marx suchte den Dialog mit San Jou, um sich für die sichere Rückkehr der verschleppten Familien einzusetzen. Der einschlägige Ruf der Gang in Kombination mit ihrer spirituellen Verbindung zu Voodoo-Praktiken stellen eine ganz besondere Herausforderung für Verhandlungen dar.
Auf Hoffnung gegründet
Victor Marx’ Ansatz hat sich bereits vielfach in verschiedenen Konfliktregionen der Welt bewährt und konzentriert sich darauf, sogar die gefährlichsten Personen dafür zu gewinnen, Zivilisten zu schützen. Nach den Risiken seiner Arbeit gefragt sagte er: «Wenn du Angst hast, umgebracht zu werden – naja, dann mach dir klar, dass jeder von uns früher oder später sterben wird. Ohne Dialog bleibt uns nur der Tod.»
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Datum: 15.03.2025
Quelle:
Joel News / CBN