Christen im Iran drohen längere Haftstrafen
96 Christen wurden zu insgesamt 263 Jahren Haft verurteilt. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden 22 Christen zu insgesamt etwas mehr als 43 Jahren Haft verurteilt.
Der alarmierende Bericht stammt von der Menschenrechtsorganisation «Article 18» in Zusammenarbeit mit «Open Doors», «CSW» und «Middle East Concern». «Jede Verhaftung wurde von Agenten des Geheimdienstes IRGC durchgeführt. Ziel war es, die Betroffenen auf der Grundlage des revidierten Artikels 500 des islamischen Strafgesetzbuches anzuklagen, der für finanzielle oder organisatorische Unterstützung aus dem Ausland eine Höchststrafe von bis zu zehn Jahren Haft vorsieht», heisst es in dem Bericht mit dem Titel «Die Spitze des Eisbergs».
Verstärkte Repression
Der Bericht stützt sich auch auf Daten aus durchgesickerten Akten der iranischen Justiz aus den Jahren 2008 bis 2023, darunter Unterlagen über mehr als 300 Christen. Christliche Organisationen erklärten, die Analyse der Daten deute auf verstärkte Bemühungen hin, Christen zu unterdrücken.
Die Bibel werde im Iran als Schmuggelware und Beweismittel für ein Verbrechen behandelt, Christen würden als Mitglieder einer «Sekte» diffamiert, die eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstelle. Dies führt zu strafrechtlicher Verfolgung selbst für gewöhnliche religiöse Aktivitäten.
Die Untersuchung zeigt auch, dass Christen zunehmend wegen ihres Glaubens kriminalisiert und in Verhören häufig unter Druck gesetzt werden, ihrem Glauben abzuschwören.
Bis zu 15 Jahre Haft
Im vergangenen Jahr wurden mehrere Christen wegen ihrer Religionsausübung zu langen Haftstrafen verurteilt, darunter fünf Personen zu jeweils zehn Jahren und eine weitere Person zu 15 Jahren.
Der Bericht stellt fest: «Die iranische Regierung scheint ihre Bemühungen verstärkt zu haben, die christliche Gemeinschaft zu isolieren und finanziell zu schwächen, um ihren Wachstum und ihren Einfluss zu unterdrücken. (...) Finanzielle Spenden, wohltätige Gaben oder die Entrichtung des Zehnten zur Unterstützung kirchlicher Aktivitäten sind unter Christen weltweit üblich. Aber im Iran werden solche Aktivitäten von den Revolutionsgerichten kriminalisiert.»
Zum Thema:
Im Visier: Iran: Wegen Besitz mehrerer Bibeln inhaftiert
Heiner Bielefeldt über Religionsfreiheit: Vor allem Evangelikale von Einschränkungen betroffen
Sieger in Islamischer Republik: Iran: Mit der Verfolgung nimmt die Stärke der Christen zu
Datum: 31.01.2025
Autor:
Christian Today / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Today / Übersetzung: Livenet