Christen in Angst nach Massaker an Alawiten
Nach Angaben der in Grossbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind bislang mehr als 1400 Menschen ums Leben gekommen, davon 973 Zivilisten durch «Massaker» an der Westküste, meist Alawiten. Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sieht Hinweise auf einen Völkermord an der alawitischen Minderheit in Syrien und fordert die Bundesregierung zu sofortigem Handeln auf. «Unter dem Vorwand, Anhänger des alten Assad Regimes zu verhaften, werden von den neuen islamistischen Machthabern in Syrien Razzien durchgeführt, bei denen Angehörige der alawitischen Minderheit gezielt festgenommen und öffentlich hingerichtet werden. Vor allem Frauen und Kinder sind Opfer dieser Hinrichtungen. Das Ziel dieser Angriffe ist die Auslöschung der alawitischen Gemeinschaft», erklärte der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido am 10. März in Göttingen.
Gefälschte Berichte kursieren
In den sozialen Medien kursierten auch gefälschte Berichte über zahlreiche getötete Christen. Wie das christliche Hilfswerk Open Doors berichtet, das sich für verfolgte und bedrängte Christen einsetzt, könne bislang nur der gewaltsame Tod eines Vaters und seines Sohnes bestätigt werden, die bereits am Donnerstag letzter Woche ums Leben kamen. Am Freitag wurde ein weiterer Christ in seinem Haus von einer mutmasslich verirrten Kugel tödlich getroffen. All die Gewalt wecke bei vielen Syrern traumatische Erinnerungen an die Herrschaft des «Islamischen Staates» (IS) und die während dieser Zeit verübten Gräueltaten. «Alle Christen, die ich kenne, wollen jetzt das Land verlassen», sagt eine Kontaktperson von Open Doors aus der betroffenen Region.
Kirchenleiter veröffentlichen Stellungnahme
Die drei Patriarchen der grössten Kirchen in Syrien haben sich am 8. März in einer gemeinsamen Erklärung zu den Gewalttaten geäussert. «In den letzten Tagen hat Syrien eine gefährliche Eskalation von Gewalt, Brutalität und Tötungen erlebt, die zu Angriffen auf unschuldige Zivilisten, einschliesslich Frauen und Kinder, geführt haben. Häuser wurden geschändet, ihre Unantastbarkeit missachtet und Eigentum geplündert – Szenen, die das unermessliche Leid des syrischen Volkes deutlich widerspiegeln», schrieben sie. «Die christlichen Kirchen verurteilen nachdrücklich jede Handlung, die den zivilen Frieden bedroht, verurteilen die Massaker an unschuldigen Zivilisten und fordern ein sofortiges Ende dieser schrecklichen Taten.»
Die Kirchenleiter forderten «die Schaffung von Bedingungen, die der nationalen Versöhnung des syrischen Volkes förderlich sind». Sie fordern einen «Staat, der alle seine Bürger respektiert», basierend auf «gleicher Bürgerschaft und echter Partnerschaft, frei von der Logik der Rache und Ausgrenzung». Die Erklärung wurde vom griechisch-orthodoxen Patriarchen Johannes X., Mor Ignatius Aphrem II., Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirche, und Patriarch Youssef Absi von der melkitischen griechisch-katholischen Kirche unterzeichnet.
Das Hilfswerk Open Doors ruft zum Gebet für die Menschen in Syrien und für ein Ende der Gewalt auf. Auf dem Weltverfolgungsindex 2025 von Open Doors steht Syrien an 18. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
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Datum: 14.03.2025
Quelle:
APD