3 Wochen nach Magdeburg

«Warum wir den Täter ins Gebet einschliessen»

An der Johannis-Kirche wurde im Gedenken der Opfer ein Blumenmeer hinterlassen
Sechs Tote, 299 Verletzte und 200 schwer traumatisierte Zeugen hat das Massaker auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt erzeugt. Die Bitte einer Hilfsorganisation, auch den Täter in die Gebete mit einzuschliessen, stiess auf kontroverse Reaktionen.

Die Opfer des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Das fordert die christliche Hilfsorganisation Samaritan’s Purse und ruft die Öffentlichkeit zum gemeinsamen Gebet für die Opfer, die Hinterbliebenen und die Angehörigen auf.

Am Freitag vor Weihnachten war der arabische Arzt Taleb Al-Abdulmohsen mit einem BMW-SUV in die Menschenmenge gerast. Dabei wurden fünf Menschen getötet, am vergangenen Montag verstarb ein weiteres Opfer im Krankenhaus. 299 Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Der Opferbeauftragte des Bundes verweist ausserdem auf mehr als 200 schwer traumatisierte Zeugen des Massakers, die einer Behandlung bedürfen.

«Das Ausmass dieses Anschlags ist kaum zu fassen, wir sind nach wie vor erschüttert», sagte Sylke Busenbender, Vorstand von Samaritan’s Purse. «Das Leid der Opfer und ihrer Familien ist unermesslich.»

Bitte um Gebet für Täter

Busenbender ruft Menschen aller Glaubensrichtungen dazu auf, gemeinsam für die Opfer zu beten und Gottes Beistand zu erbitten. Dabei müsse der Täter in die Gebete durchaus mit einbezogen werden. Diese Aufforderung stiess kurz nach dem Anschlag auf kontroverse Reaktionen. Busenbender bekräftigte dennoch die Notwendigkeit, auch für den Täter zu beten. «Eine solche Tat ist mit menschlichen Möglichkeiten nicht zu fassen», erklärte Busenbender. «Für die Aufklärung und Ahndung der Tat sind Polizei und Justiz zuständig. Als Menschen bleibt uns darüber hinaus nichts anderes, als den Täter Gott anzuempfehlen.» So sei das Gebet auch eine Entlastung. «In dem Wissen, dass Gott das letzte Urteil zusteht, können wir uns von der Last befreien, nach Erklärungen und Motiven zu suchen.»

Busenbender betonte die Bedeutung des Gebets für Gemeinschaft und Heilung: «Tat, Opfer und Täter dürfen auch in unserem schnelllebigen Alltag nicht in Vergessenheit geraten. Ein Gebet bietet Raum zur Begegnung mit Gott, zur Besinnung und zur Bewahrung.» So könnten Gemeinschaften gestärkt und Heilungsprozesse initiiert werden.

Zur Unterstützung der Opfer hat Samaritan’s Purse kurz nach dem Anschlag eine Gebetshotline eingerichtet. Menschen, die von den Ereignissen betroffen sind, Betroffene kennen oder Erlebtes im Gespräch verarbeiten möchten, können sich direkt an die Organisation wenden. Unter der E-Mail-Adresse anschlag@die-samariter.org stehen geschulte Seelsorger bereit.

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Datum: 13.01.2025
Quelle: Samaritans Purse

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